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Schilddrüsenkrebs und Nachsorge – wie wahrscheinlich ist ein Rezidiv?

In Deutschland erkranken jährlich etwa 6 von 100.000 Menschen an Schilddrüsenkrebs. Die Prognose ist insgesamt sehr gut und besser als bei vielen anderen Krebsformen. In seltenen Fällen kann es dennoch zu Rezidiven – also dem Wiederauftreten von bösartigen Tumoren trotz einer zuvor erfolgreichen Behandlung – kommen. Die Wahrscheinlichkeit dafür hängt vom individuellen Krankheitsfall und bestimmten Risikofaktoren ab.

Was ist ein Rezidiv?

Als Rezidiv wird in der Medizin das Wiederauftreten einer Erkrankung nach einer (angenommenen) klinischen Heilung bezeichnet. Definitionsgemäß treten mögliche Rezidive stets nach der Heilungsannahme auf. Verbleibender Tumor während einer Behandlung zählt somit nicht dazu. Auch Schilddrüsenkrebs kann in seltenen Fällen noch Jahre nach der Erstdiagnose und einer zunächst erfolgreichen Therapie zurückkehren.

Einflüsse auf das Rezidivrisiko

Eine pauschale Aussage über das genaue Rezidivrisiko ist nicht möglich. Die Wahrscheinlichkeit ergibt sich vielmehr aus dem individuellen Krankheitsfall der Betroffenen. So konnten Studien unter anderem folgende Risikofaktoren identifizieren:1,2,3

  • Tumorgröße
  • Vorliegen mehrerer Tumore (Multifokalität)
  • Wachstum des Tumors aus der Schilddrüse (und ihrer Kapsel) heraus sowie in umliegendes Gewebe
  • Einwachsen des Tumors in die Lymphgefäße und kleinste Nerven
  • Anzahl und Ort der von Metastasen betroffenen Lymphknoten
  • Geschlecht (Männer sind häufiger von Rezidiven betroffen als Frauen)

 

Rezidivrisiko abhängig vom Therapieansprechen

Ob der Schilddrüsenkrebs zurückkommt, hängt zudem stark davon ab, wie gut die Therapie selbst anspricht: Üblicherweise werden die bösartigen Tumore, auch Schilddrüsenkarzinome genannt, mittels einer Schilddrüsenoperation und anschließender Radiojodtherapie behandelt. Danach dient die Bestimmung des Proteins Thyreoglobulin (TG) im Blut als Tumormarker, da es Aufschluss über eventuell verbliebenes und potenziell bösartiges Schilddrüsengewebe liefert.

Ist das Thyreoglobulin im Blut nach der Therapie nicht nachweisbar und sind auch die Ultraschalluntersuchungen, zum Beispiel der Lymphknoten, unauffällig, dann spricht man von einem exzellenten Therapieansprechen. In diesem Fall entwickeln laut der Amerikanischen Schilddrüsengesellschaft (American Thyroid Association, kurz ATA) ein bis vier Prozent der Patientinnen und Patienten in einem Nachsorgezeitraum von fünf bis zehn Jahren ein Rezidiv.4

Schilddrüsenkrebs auch nach Rezidiven gut behandelbar

Die meisten Patientinnen und Patienten sprechen gut auf die die Behandlung bestehend aus Schilddrüsenoperation und anschließender Radiojodtherapie an, sodass eine Rückkehr des Schilddrüsenkrebs im klinischen Alltag nur wenige betrifft. Eine konsequente Nachsorge ist dennoch entscheidend, damit ein Wiederauftreten früh erkannt wird.5 Die erneuten Tumorbildungen sind in der Regel gut behandelbar. Der zurückkehrende Krebs lässt sich mithilfe einiger Behandlungsoptionen beherrschen: Tumore in den Lymphknoten oder im Schilddrüsenbett können zum Beispiel operativ entfernt werden, gegebenenfalls schließt sich eine erneute Radiojodbehandlung an. Zudem sind strahlentherapeutische oder weitere gezielt tumorzerstörende (lokalablative) Verfahren anwendbar. Die sehr gute Prognose bei Schilddrüsenkrebs gilt daher auch nach einem Rezidiv.

Autoren:

Dr. med. Friederike Eilsberger
Ärztin der Klinik für Nuklearmedizin
Universitätsklinikum Marburg

Dr. med. Friederike Eilsberger

Prof. Dr. med. Markus Luster
Direktor der Klinik für Nuklearmedizin
Universitätsklinikum Marburg

Prof. Dr. med. Markus Luster

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Quellen:

  1. Llamas-Olier AE, Cuéllar DI, Buitrago G. Intermediate-Risk Papillary Thyroid Cancer: Risk Factors for Early Recurrence in Patients with Excellent Response to Initial Therapy. Thyroid. 2018 Oct;28(10):1311-1317. doi: 10.1089/thy.2017.0578. PMID: 30105948.
  2. Kim Y, Roh JL, Song D, Cho KJ, Choi SH, Nam SY, Kim SY. Predictors of recurrence after total thyroidectomy plus neck dissection and radioactive iodine ablation for high-risk papillary thyroid carcinoma. J Surg Oncol. 2020 Oct;122(5):906-913. doi: 10.1002/jso.26090. Epub 2020 Jun 25. PMID: 32588461.
  3. Lee SH, Roh JL, Gong G, Cho KJ, Choi SH, Nam SY, Kim SY. Risk Factors for Recurrence After Treatment of N1b Papillary Thyroid Carcinoma. Ann Surg. 2019 May;269(5):966-971. doi: 10.1097/SLA.0000000000002710. PMID: 29462007.
  4. Haugen BR, Alexander EK, Bible KC, Doherty GM, Mandel SJ, Nikiforov YE, Pacini F, Randolph GW, Sawka AM, Schlumberger M, Schuff KG, Sherman SI, Sosa JA, Steward DL, Tuttle RM, Wartofsky L. 2015 American Thyroid Association Management Guidelines for Adult Patients with Thyroid Nodules and Differentiated Thyroid Cancer: The American Thyroid Association Guidelines Task Force on Thyroid Nodules and Differentiated Thyroid Cancer. Thyroid. 2016 Jan;26(1):1-133. doi: 10.1089/thy.2015.0020. PMID: 26462967; PMCID: PMC4739132.
  5. Eilsberger F, Kreissl MC, Reiners C, Holzgreve A, Luster M, Pfestroff A. Application of the American Thyroid Association Risk Assessment in Patients with Differentiated Thyroid Carcinoma in a German Population. Biomedicines. 2023 Mar 15;11(3):911. doi: 10.3390/biomedicines11030911. PMID: 36979890; PMCID: PMC10045624.

Letzte Aktualisierung: 09.06.2023