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Wie wirken Thyreoperoxidase-Antikörper und welche Auswirkung haben sie?

Die Thyreoperoxidase (TPO), auch Schilddrüsenperoxidase oder thyreoidale Peroxidase genannt, ist ein Enzym, welches in den Schilddrüsenzellen vorkommt. Mit der Verarbeitung von Jod und dessen Bindung an das Schilddrüsenprotein Thyreoglobulin spielt es eine wichtige Rolle bei der Produktion der Schilddrüsenhormone. Kommen Antikörper gegen die Thyreoperoxidase (TPO-AK) im Blut vor und sind erhöht, kann das zu Schilddrüsenfehlfunktionen und neurologischen Störungen führen.1

TPO-AK können Schilddrüsenfunktionen beeinträchtigen

Die Thyreoperoxidase-Antikörper binden sich an die Thyreoperoxidase und führen so zu einer Entzündungsreaktion der Schilddrüsenzellen. Dadurch werden die Zellen beschädigt, was zum Zerfall der Zellen und einer Ausschüttung der gespeicherten Hormone führt. Dieser Mechanismus verursacht zunächst eine typische Überfunktion. Doch aufgrund der sinken Anzahl an funktionierenden Zellen wandelt sich die Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) langfristig zu einer Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) um. In der Regel läuft dieser Prozess schleichend ab und deutliche Überfunktionen sind eher selten.

Die TPO-AK können neben der chronischen, lymphozytären Thyreoiditis vom Typ Hashimoto, besser bekannt als Hashimoto-Thyreoiditis, auch bei gesunden Personen, Menschen mit einer vergrößerten Schilddrüse inklusive Knoten (Knotenstruma), Autonomien sowie Entzündungen der Schilddrüse und Morbus Basedow vorkommen. Der alleinige Nachweis von TPO-AK im Blut bedeutet somit nicht direkt die Diagnose „Hashimoto Thyreoiditis“.

Achtung: Biotin (Vitamin B7) kann den Nachweis von TPO-AK im Blut beeinflussen. Bei einer Bestimmung der Antikörper sollte daher nach ärztlicher Absprache die Einnahme von Biotin, beispielsweise durch Nahrungsergänzungsmittel, pausiert werden.

TPO-AK und andere Organerkrankungen

Auch bei einer spezifischen Erkrankung des Gehirns können erhöhte TPO-AK-Spiegel auftreten. Die sogenannte „Hashimoto-Enzephalopathie“ ist eine extrem seltene Erkrankung1 und ihre Entstehung ist aktuell noch unklar.2

Zu den Symptomen der Hashimoto-Enzephalopathie gehören Verwirrtheit, Psychosen, epileptische Anfälle, Störung der Bewegungskoordination, schlaganfallähnliche Episoden und kurze unwillkürliche Zuckungen der Muskeln. Die Erkrankung geht mit hohen TPO-AK Werten und/oder Antikörpern gegen das Schilddrüseneiweiß Thyreoglobulin (Tg) im Blut und im Liquor (Körperflüssigkeit im Gehirn und Rückenmark) einher.3

Darüber hinaus gibt es vereinzelte Berichte zu weiteren Erkrankungen, bei denen hohe TPO-AK-Spiegel beobachtet werden, wie zum Beispiel eine Augenmuskelschwäche. Auch hier ist der direkte Zusammenhang zwischen den TPO-AK und der Erkrankung noch nicht bekannt.4

Autoren:

Dr. Friederike Eilsberger
Ärztin, Klinik für Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Marburg

Prof. Dr. med. Markus Luster
Direktor der Klinik für Nuklearmedizin Universitätsklinikum Marburg

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Quellen:

  1. Serrier J, Branger P, Gondolf C, Khoy K, Derache N, Le Mauff B, Comby E, Mariotte D. Détection des auto-anticorps antithyroïdiens dans le LCR par technique d’immunofluorométrie (FEIA) : application au diagnostic biologique de l’encéphalopathie d’Hashimoto [The detection of antithyroid antibodies in cerebrospinal fluid using fluorescent enzyme immuno assay (FEIA) is suitable for biological diagnosis of Hashimoto's encephalopathy]. Ann Biol Clin (Paris). 2021 Apr 1;79(2):159-167. French. doi: 10.1684/abc.2021.1636. PMID: 33818386.
  2. Mocellin R, Walterfang M, Velakoulis D. Hashimoto's encephalopathy : epidemiology, pathogenesis and management. CNS Drugs. 2007;21(10):799-811. doi: 10.2165/00023210-200721100-00002. PMID: 17850170.
  3. Castillo P, Woodruff B, Caselli R, Vernino S, Lucchinetti C, Swanson J, Noseworthy J, Aksamit A, Carter J, Sirven J, Hunder G, Fatourechi V, Mokri B, Drubach D, Pittock S, Lennon V, Boeve B. Steroid-responsive encephalopathy associated with autoimmune thyroiditis. Arch Neurol. 2006 Feb;63(2):197-202. doi: 10.1001/archneur.63.2.197. PMID: 16476807.
  4. Tateno F, Sakakibara R, Kishi M, Ogawa E. Hashimoto's ophthalmopathy. Am J Med Sci. 2011 Jul;342(1):83-5. doi: 10.1097/MAJ.0b013e318219bcf6. PMID: 21701269.

Letzte Aktualisierung: 17.01.2023