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Was ist eine Schilddrüsenszintigraphie?

Wer einen Knoten in der Schilddrüse hat, sollte diesen in der Regel von einem Facharzt untersuchen lassen. Dafür sind zunächst die sogenannte Palpation, das Abtasten der Schilddrüse, und die Sonographie (Ultraschall) geeignete Verfahren, um Schilddrüsenknoten gut nachweisen zu können und über weitere Diagnostik zu entscheiden. Die Szintigraphie der Schilddrüse ist ein weiterführendes, nuklearmedizinisches Verfahren. Hier lässt sich mithilfe schwach radioaktiver Substanzen (Technetium-99m-Pertechnetat) beurteilen, ob es sich um heiße oder kalte Knoten im Schilddrüsengewebe handelt.

Ablauf der Szintigraphie

Vor einer Schilddrüsenszintigraphie wird den Patientinnen und Patienten eine geringe Menge einer leicht radioaktiven Substanz (Technetium-99m-Pertechnetat) in die Vene gespritzt. Diese reichert sich anschließend für kurze Zeit in der Schilddrüse an, und zwar am stärksten dort, wo das kleine Organ am meisten arbeitet. In der Regel sind dies die überaktiven, sogenannten heißen Schilddrüsenknoten. Kalte Knoten sind hingegen kaum aktiv bis funktionslos. Die szintigraphische Aufnahme erfolgt durch eine spezielle Kamera, die Gammakamera. Sie kann die Verteilung der radioaktiven Substanz erfassen, was im sogenannten Szintigramm sichtbar wird. Die Aufnahme an sich dauert etwa fünf Minuten und die gesamte Untersuchung einschließlich Vorbereitung, Anreicherungszeit, Aufnahme und Auswertung ungefähr eine Stunde. In seltenen Fällen kann Schilddrüsengewebe auch außerhalb der Schilddrüse auftreten. Dann verwenden Nuklearmedizinerinnen und -mediziner für die Szintigraphie Jod-123. Dessen Strahlenexposition ist gering und das spezifische Jod wird nach wenigen Stunden vom Körper ausgeschieden.1

Heiße Knoten rot und kalte Knoten blau

Die Schilddrüse stellt unter anderem die Hormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin) her. Normalerweise wird die Produktion dieser Schilddrüsenhormone über die Hirnanhangsdrüse, Hypophyse, und das dort gebildete TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) reguliert. Heiße Schilddrüsenknoten unterliegen nicht mehr diesem Regelkreis und können unkontrolliert Schilddrüsenhormone produzieren. Solange ein heißer Knoten klein ist oder wenig Aktivität aufweist, kann die Schilddrüse die Hormonüberproduktion bis zu einem gewissen Grad auffangen.2 Bei großen sowie zahlreichen Knoten, die übermäßig viele Hormone freisetzen, kommt es in der Regel zu einer Überfunktion des Miniorgans (Hyperthyreose). Diese aktiven Areale werden im Szintigramm meist rot dargestellt.

Kalte Knoten sind hingegen inaktiv und werden im Szintigramm oft blau dargestellt, da sie keine Hormone produzieren. Die meisten Schilddrüsenknoten sind gutartig, selten kann aber auch bösartiges Gewebe gefunden werden.3,4 Aufklärung über die Gut- oder Bösartigkeit eines Knoten kann eine spezielle Form der Szintigraphie – die sogenannte MIBI-Szintigraphie – liefern, indem die Stoffwechselaktivität des verdächtigen Gewebes dargestellt wird. Zu den weiteren Untersuchungsverfahren gehört noch die Feinnadelpunktion. Hier werden mithilfe einer feinen Nadel wenige Schilddrüsenzellen gezielt entnommen und anschließend im Labor untersucht, um mehr Informationen zur Malignität (Bösartigkeit) des Knotens zu erhalten.

Weiterführende Diagnostik: Morbus Basedow oder Schilddrüsenentzündung?

Die Szintigraphie kann in bestimmten Fällen auch für die Unterscheidung zwischen der Autoimmunerkrankung Morbus Basedow, die zu einer Schilddrüsenüberfunktion führt, und einer Schilddrüsenentzündung (zum Beispiel vom Typ Hashimoto oder der subakuten Thyreoiditis de Quervain), bei der es für einen begrenzten Zeitraum zur Hormonfreisetzung aus zerstörtem Gewebe kommen kann, eingesetzt werden. Beim Morbus Basedow zeigt sich im Szintigramm eine vermehrte Speicherung der radioaktiven Substanz innerhalb der gesamten Schilddrüse, bei der Schilddrüsenentzündung ist eine verminderte Anreicherung erkennbar.

Autor:

Prof. Dr. med. Frank Grünwald
Direktor der Klinik für Nuklearmedizin
Universitätsklinikum Frankfurt am Main

Prof. Dr. med. Frank Grünwald

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Quellen:

  1. EV, D. G. F. N. (n.d.-b). Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin e.V. Vokativ GmbH. https://www.nuklearmedizin.de/leistungen/leitlinien/html/neben_schild.php?navId=53
  2. Graf D, Helmich-Kapp B, Graf S, Veit F, Lehmann N, Mann K.Graf D, et al. Dtsch Med Wochenschr. 2012 Oct;137(41):2089-92.
  3. Grussendorf M, Ruschenburg I, Brabant G. (2022) Malignancy rates in thyroid nodules - a long-term cohort study of 17,592 patients. Eur Thyroid J;11(4):e220027 (free access). doi: 10.1530/ETJ-22-0027
  4. Derwahl, K., & Grünwald, F. (2019). Diagnostik und Therapie von Schilddrüsenerkrankungen (2. Aufl.) Lehmanns Media.

Letzte Aktualisierung: 01.06.2023