ERKRANKUNGEN

Arten von Schilddrüsenkrebs

Der Begriff „Krebs“ steht umgangssprachlich für eine bösartige (maligne) Tumorerkrankung. Kommt diese in bestimmten Gewebestrukturen, dem sogenannten Epithel, vor, bezeichnen Mediziner den Tumor als Karzinom. Aus diesem Grund wird ein bösartiger Schilddrüsentumor fachsprachlich auch Schilddrüsenkarzinom genannt. Je nachdem von welchem Zelltyp der Schilddrüse die Krebserkrankung ausgeht, erfolgt eine Unterteilung in differenzierte, undifferenzierte und medulläre Schilddrüsenkarzinome. Diese unterscheiden sich wiederum hinsichtlich Wachstum, Aggressivität, Behandlung und Heilungschancen.

Differenzierte Schilddrüsenkarzinome

Mit rund 80 bis 90 Prozent sind differenzierte Karzinome die häufigsten Formen von Schilddrüsenkrebs. (1) Zu ihnen gehören das papilläre und das follikuläre Schilddrüsenkarzinom, wobei der größte Teil auf die papillären Karzinome entfällt. Beide Tumortypen entstehen in den Follikelzellen der Schilddrüse und ähneln weitgehend dem normalen Schilddrüsengewebe. Allgemein zeichnen sich differenzierte Schilddrüsenkarzinome durch ein langsames Wachstum sowie eine geringe Aggressivität aus. Im Gegensatz zu anderen Formen des Schilddrüsenkrebses nehmen diese entarteten Krebszellen in der Regel radioaktiv markiertes Jod auf und können daher nach der Operation mit einer Radiojodtherapie behandelt werden. Das spiegelt sich auch unmittelbar in den Heilungschancen wider: Differenzierte Schilddrüsenkarzinome gehören zu den malignen Tumoren mit guten bis sehr guten Heilungsaussichten. (2)

Der große Unterschied zwischen den papillären und follikulären Schilddrüsenkarzinomen liegt in der Bildung möglicher Tochtergeschwülste, auch Metastasen genannt. Das papilläre Karzinom bildet Tochtergeschwülste primär in den Lymphknoten nahe der Schilddrüse. Dagegen entwickelt das follikuläre Schilddrüsenkarzinom nur selten Lymphknotenmetastasen, sondern kann Tochtergeschwülste in der Lunge und in den Knochen bilden, was sich negativ auf den Krankheitsverlauf auswirken kann.

Undifferenzierte oder anaplastische Karzinome

Weniger als fünf Prozent der Schilddrüsenkrebserkrankungen entfallen auf diesen seltenen Karzinomtyp, der sich durch ein sehr schnelles, aggressives Wachstum auszeichnet. Anaplastische Karzinome unterscheiden sich zudem stark vom normalen Schilddrüsengewebe und nehmen meist kein Jod auf, weshalb sie in der Regel nicht auf eine Radiojodtherapie ansprechen. Sie sind in den meisten Fällen nicht heilbar und weisen von allen bösartigen Schilddrüsentumoren die schlechteste Prognose auf . (2)

Medulläre Schilddrüsenkarzinome

Das medulläre Karzinom gehört mit circa fünf Prozent ebenfalls zu den seltenen Schilddrüsenkrebsformen und tritt in den sogenannten C-Zellen auf. (3) Das medulläre Karzinom ist ein besonderer Fall, da die zugrunde liegenden Zellen nicht am Jodstoffwechsel beteiligt sind. Stattdessen wird dort das Hormon Calcitonin gebildet, das eine wichtige Rolle im Calcium- und Phosphatstoffwechsel des Körpers spielt. Etwa ein Viertel bis ein Drittel der Fälle sind erblich bedingt und kommen häufig gemeinsam mit weiteren Befunden an anderen Organen, wie den Nebennieren, vor. (1) Die Prognose bei einem medullärem Schilddrüsenkarzinom ist stark von dem Therapiezeitpunkt abhängig. Bei kleineren malignen Tumoren ohne Lymphknotenmetastasen gelten die Heilungschancen als sehr gut, wenn die Schilddrüse und alle Lymphknoten im Halsbereich operativ entfernt werden. Eine Radiojodtherapie ist aufgrund der mangelnden Jodaufnahme des Karzinoms nicht sinnvoll.

Quellen:

  1. Jameson J.L. et al. (2015) Erkrankungen der Schilddrüse. In: Innere Medizin. Hrsg: Suttorp N. et al., S.2805-2836. 19. Auflage, ABW Wissenschaftsverlag
  2. Allelein S, Schott M. (2019) Risikoadaptiertes Vorgehen bei Schilddrüsenkarzinomen. In: klinikarzt; 48: 536-540
  3. Info-Buch Schilddrüsenkrebs – Informationen zu Diagnose, Therapie und Nachsorge Hrsg. Sanofi Genzyme

Letzte Aktualisierung: 05.10.2022