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Wechsel der Schilddrüsenmedikamente - problemlos möglich?

Diese Frage beschäftigt die meisten Patienten, wenn es Probleme bei der Einstellung ihrer Schilddrüsenmedikamente oder des Schilddrüsenstoffwechsels gibt. In manchen Fällen ist der Wechsel eines Präparates angemessen und hilfreich. Generell ist der Referenzbereich des TSH-Wertes (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) als Bereich zu verstehen, in welchem bei gesunden Menschen die meisten gemessenen Werte liegen.

Dosierung im Wohlfühlbereich

Der persönliche „Wohlfühlbereich“ kann sowohl in der Mitte der Wertespanne als auch am oberen oder unteren Rand des Referenzbereiches liegen, manchmal sogar außerhalb. Wichtig ist hierbei nicht die reine Betrachtung der Laborwerte, sondern immer die Kombination aus dem subjektiven Befinden der Patienten, den klinischen Parametern (z.B. Puls, Blutdruck) und den gemessenen Hormonspiegeln. Ergibt sich in dieser Zusammenschau ein Missverhältnis, sollte mit den behandelnden Ärzten ein Gespräch bezüglich einer Anpassung der Dosierung erfolgen. Bessern sich die Symptome beziehungsweise die Laborergebnisse trotz der Anpassung nicht, kann mittelfristig auch über einen Wechsel der Medikation nachgedacht werden. In manchen Fällen bessern sich die Symptome unter einer Kombinationstherapie von T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin, Tetrajodthyronin) in Tablettenform. Teilweise treten unter dieser Art der Therapie jedoch Symptome wie unangenehmes Herzrasen und innere Unruhe auf. Die Umstellung auf ein Kombinationspräparat sowie die Einnahme eines T3- oder T4-Präparats sollte deshalb immer unter engmaschiger Kontrolle erfolgen.

Allergische Reaktionen

Thyroxin (T4) wird normalerweise im Körper hergestellt und kann bei Bedarf in das aktive Trijodthyronin (T3) umgewandelt werden. Ist die Schilddrüsenfunktion nach einer Operation oder durch eine Unterfunktion gestört, kommt oft L-Thyroxin (ein künstlich hergestelltes Schilddrüsenhormon) zum Einsatz. Die synthetische Form ist allerdings identisch zur körpereigenen (biologischen) Form. Der Wirkstoff gilt daher als sehr gut verträglich. Im Falle der Überempfindlichkeit gegen Levothyroxin oder einen der sonstigen Bestandteile von L-Thyroxin kann es zu allergischen Reaktionen an der Haut oder im Bereich der Atemwege kommen (entweder sofort oder innerhalb weniger Tage nach Anwendung des Arzneimittels), die lebensbedrohlich sein können. Als Symptome können z. B. Ausschlag, Juckreiz, Atembeschwerden, Kurzatmigkeit, Anschwellen des Gesichts, der Lippen, des Halses oder der Zunge auftreten. Wenden Sie sich sofort an einen Arzt oder begeben Sie sich schnellstmöglich in die nächste Notfallambulanz. Außerdem kann es vorkommen, dass Hilfsstoffe wie beispielsweise Maisstärke und Laktase in den Tabletten, oder Gelatine in den Weichkapseln die Verträglichkeit beeinflussen. In diesem Fall kann die Umstellung auf ein anderes Präparat ohne den auslösenden Hilfsstoff Abhilfe schaffen.

Weichkapseln und die passenden Thyreostatika

Manche empfinden die Einnahme der Weichkapseln als deutlich angenehmer im Vergleich zu herkömmlichen Tabletten. Gerade bei vorliegenden Schluckbeschwerden ist es hilfreich, über den Wechsel auf eine Weichkapsel zu sprechen. Auch die Gabe der Medikamente in Tropfenform kann angenehmer sein. Eine intravenöse Gabe von Schilddrüsenhormonen erfolgt nur im Notfall.

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion müssen einige Menschen schilddrüsenhemmende Medikamente, sogenannte Thyreostatika, einnehmen. Ein Wechsel des Thyreostatikums wird empfohlen, wenn eine allergische Reaktion eintritt. Diese äußert sich zu Beginn meist als Juckreiz und Ausschlag. Das sollte unbedingt ernst genommen und mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Neben einer allergischen Reaktion kann es unter Thyreostatika aber auch zu anderen Nebenwirkungen, wie erhöhten Leberwerten oder Entzündungen der Bauchspeicheldrüse, kommen, die eine Umstellung der Therapie erforderlich machen. Derzeit gibt es zwei verschiedene Wirkstoffgruppen: Perchlorate und Thionamide. Zu den Thionamiden gehören Thiamazol
(Methimazol), Carbimazol und Propythiouracil. Sollte unter allen Substanzen eine Reaktion auftreten, ist es hilfreich, zeitnah über definitive Therapien, zum Beispiel eine Operation oder Radiojodbehandlung, nachzudenken.

Autoren:

Dr. Friederike Eilsberger
Ärztin, Klinik für Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Marburg

Prof. Dr. med. Markus Luster
Direktor der Klinik für Nuklearmedizin Universitätsklinikum Marburg

Letzte Aktualisierung: 20.12.2022