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Besteht ein Zusammenhang zwischen der Schilddrüse und dem Cholesterinspiegel?

Cholesterin ist ein wichtiger Bestandteil für die Funktion des menschlichen Körpers. Allerdings können zu hohe Cholesterinwerte zur Verkalkung von Blutgefäßen beitragen und sind ein Risikofaktor für Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Bei der Regulation des Cholesterinspiegels spielen Schilddrüsenhormone eine ausschlaggebende Rolle.

Cholesterin ist unter anderem der Grundbaustoff für wichtige Hormone wie Cortisol, Testosteron und Östrogene, aber auch bedeutend für den Aufbau von Zellmembranen. Darüber hinaus ist es in seiner Funktion bei der Bildung der Gallensäuren am Verdauungsprozess beteiligt. Cholesterin ist also notwendig für uns. Zu hohe Werte begünstigen jedoch  das Auftreten von Schlaganfällen, Herzinfarkten und Durchblutungsstörungen der Schlagadern im ganzen Körper.

Bei der Verstoffwechslung von Cholesterin spielt die Leber eine wichtige Rolle. Zudem regulieren Schilddrüsenhormone den Cholesterinstoffwechsel und den Kohlenhydratstoffwechsel, indem sie bestimmte Gene aktivieren und das Zusammenwirken verschiedener Akteure in den Leberzellen beeinflussen.

Eine Unterfunktion der Schilddrüse führt zu höheren Cholesterinwerten im Blut. Dies betrifft vor allem das eher ungünstig wirkende LDL-Cholesterin. Diese erhöhten Werte entstehen bereits bei einer sogenannten latenten Unterfunktion. Hier ist lediglich das Steuerhormon der Schilddrüse (TSH) erhöht, die Schilddrüsenwerte selbst liegen aber noch im Normalbereich (3). Durch eine Therapie der Schilddrüsenfunktionsstörung sinken auch die Cholesterinwerte wieder (4).

Schilddrüsenfunktionsstörungen und Cholesterinwerte

Liegt keine Schilddrüsenerkrankung vor, führt die Zugabe von Schilddrüsenhormonen bei erhöhten Cholesterinwerten auch nicht zu einer signifikanten Verbesserung. Daher ist die Therapie ohne Indikation nicht sinnvoll.

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion sinken die Cholesterinwerte etwas ab. Der Zustand gilt nur für den Zeitraum dieser Funktionsstörung. Da die Überfunktion der Schilddrüse mit dem erhöhten Risiko von Herzrhythmusstörungen einhergeht, braucht das kleine Organ eine Behandlung. Dabei verschwindet der Effekt der Cholesterinabsenkung bei erhöhten Werten wieder.

Autor:
Univ.-Prof. Dr. med. Joachim Feldkamp
Direktor der Universitätsklinik für Endokrinologie und Diabetologie, Allgemeine Innere Medizin, Infektiologie
Klinikum Bielefeld

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Quellen:

  1. Mullur R, Liu YY, Brent GA Thyroid hormone regulation of metabolism. Physiol Rev. 2014;9 4: 355-82
  2. Sinha RA, Singh BK, Yen PM. Direct effects of thyroid hormones on hepatic lipid metabolism. Nat Rev Endocrinol. 2018; 14: 259-269
  3. Delitala AP, Scuteri A, Maioli M, Mangatia P, Vilardi L, Erre GL. Subclinical hypothyroidism and cardiovascular risk factors. Minerva Med. 2019; 110: 530-545
  4.  Ito M, Takamatsu J, Matsuo T, Kameoka K, Kubota S, Fukata S, et al. Serum concentrations of remnant-like particles in hypothyroid patients before and after thyroxine replacement. Clin Endocrinol. 2003; 58:621–6

Letzte Aktualisierung: 31.10.2022