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Bei Zyklusstörungen auch an die Schilddrüse denken!

Sowohl die Schilddrüsenüber- als auch die unterfunktion gehören zu den Krankheiten, die den weiblichen Zyklus und die Fruchtbarkeit beeinflussen können. Teilweise leiden die betroffenen Frauen zusätzlich am sogenannten Polyzystischen Ovarsyndrom (PCOS), das die Symptome verstärken kann. Durch eine Therapie der Schilddrüsenerkrankung sollten sich auch die Auswirkungen auf den Zyklus normalisieren.

Schilddrüsenhormone beeinflussen eine Vielzahl von physiologischen Vorgängen im Körper. Dazu gehört unter anderem auch die Funktion anderer endokriner Drüsen, welche für die Produktion verschiedener Hormone verantwortlich sind.

Weiterhin haben Schilddrüsenhormone Wechselwirkungen mit den im Blut vorhandenen Hormonen, zum Beispiel über die Bindung an Eiweißmoleküle. Dies trifft in besonderem Maße für die weiblichen Geschlechtshormone zu, welche den Menstruationszyklus steuern. Daher können sowohl eine vermehrte als auch eine verminderte Ausschüttung von Schilddrüsenhormonen den Zyklus verändern.

Zyklusveränderungen und Schilddrüsenunterfunktion

Häufige Ursachen für eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) ist die Hashimoto-Thyreoiditis – eine Schilddrüsenentzündung, die durch Immunzellen hervorgerufen wird, welche sich gegen körpereigenes Gewebe (in diesem Fall die Schilddrüsenzellen) richten. Diese Erkrankung wird – insbesondere im Anfangsstadium – oft nicht rechtzeitig erkannt. Die Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion sind sehr vielfältig: Dazu zählen unter anderem Abgeschlagenheit, Gewichtszunahme, Antriebslosigkeit und eben auch Zyklusstörungen. Daher sollte bei Zyklusunregelmäßigkeiten auch an die Schilddrüse als Ursache gedacht werden. Bei einer Unterfunktion der Schilddrüse ist möglicherweise die Fruchtbarkeit ebenfalls vermindert, sodass bei unerfülltem Kinderwunsch auch eine Schilddrüsenuntersuchung durchgeführt werden sollte. Wenn eine Unterfunktion festgestellt wurde, lässt sich diese durch die Einnahme von Schilddrüsenhormonen ausgleichen.

Sonderfall polyzystisches Ovarsyndrom

Beim polyzystischen Ovarsyndrom, bei welchem es typischerweise auch zu Zyklusunregelmäßigkeiten kommt und die Fertilität vermindert ist, tritt gehäuft eine zusätzlich bestehende Hashimoto-Thyreoiditis auf. Bei Patientinnen mit PCOS und Hashimoto-Thyreoiditis ist die Erhöhung des Testosterons nicht so stark ausgeprägt wie bei Frauen, die ausschließlich ein PCOS haben. Eine Zunahme des Körpergewichts beziehungsweise ein hoher Body-Mass-Index (BMI) ist bei beiden Erkrankungen eine häufige Beobachtung.

Zyklusveränderungen und Schilddrüsenüberfunktion

Aber auch eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) kann zu Störungen des Zyklus führen. Neben dem Morbus Basedow können heiße Knoten (die man im Szintigramm erkennen kann) Ursache für die vermehrte Produktion und Ausschüttung von Schilddrüsenhormonen sein. Bei einer Normalisierung der Schilddrüsenhormonwerte im Blut entweder durch eine medikamentöse Behandlung oder gegebenenfalls eine Radiojodtherapie beziehungsweise Operation ist auch eine Normalisierung des Zyklus zu erwarten – allerdings kann es mitunter einige Monate dauern, bis sich der normale Zyklus wieder einstellt.

Autor:
Prof. Dr. med. Frank Grünwald
Direktor der Klinik für Nuklearmedizin
Universitätsklinikum Frankfurt am Main

Prof. Markus Luster

Letzte Aktualisierung: 01.11.2022