SERVICE

Was sagt die Größe der Schilddrüse über ihre Funktion und Verfassung aus?

Kleines Organ – wenig Hormone, großes Organ – viele Hormone? Allein über die Größe der Schilddrüse lässt sich keine Auskunft über deren Funktion treffen. Tatsächlich sind die Zusammenhänge zwischen der Größe und den möglichen Funktionszuständen weitaus komplexer.

Die Funktion der Schilddrüse wird bei gesunden Menschen im Wesentlichen durch das TSH (Thyreoidea stimulierendes Hormon) der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) bestimmt. Dabei erfolgt die Regelung in etwa wie bei einem Heizungsthermostat.

Bei einer Hashimoto Thyreoiditis und gleichzeitiger Schilddrüsenunterfunktion, die mit einem hohem TSH-Wert einhergeht, ist die Schilddrüse eher klein. Dagegen vergrößert sich die Schilddrüse, wenn eine Unterfunktion medikamentös bedingt ist. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn die Einnahme von Medikamenten zur Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion (Thyreostatika) zu lange erfolgt.

Die folgende Tabelle zeigt die häufigsten Bedingungen für Funktionsstörungen und Größenveränderungen. Dabei fallen viele Überschneidungen auf. Es wird deutlich, dass es wichtig ist, sich nicht nur am „TSH“ zu orientieren, sondern auch mit Fragen, Tastuntersuchung und vor allem durch einen qualifizierten Ultraschall zum Ergebnis zu kommen.

Beeinflusst die Größe

Beeinflusst die Funktion

Vergrößerung

  • Wachstum im Kindesalter
  • Jodmangel
  • Knoten und Zysten
  • Schwangerschaft
  • Unterfunktion durch zu lange Einnahme von Thyreostatika
  • Morbus Basedow (Stimulation der TSH-Rezeptoren)
  • Entzündliche Veränderungen (subakute Thyreoiditis de Quervain)

Mehrproduktion

  • TSH der Hirnanhangsdrüse als physiologische Regelung
  • Stimulierende Antikörper am TSH-Rezeptor bei Morbus Basedow
  • Autonomien („heiße Knoten“) der Schilddrüse
  • Jodüberschuss bei Autonomien

Verkleinerung:

  • Operation
  • Radiojodtherapie
  • Hashimotothyreoiditis (Autoimmunprozesse)
  • Angeborene Fehlbildungen oder Nichtvorhandensein der Schilddrüse

Verminderte Produktion:

  • Hemmende oder abbauend wirkende Antikörper
  • Zu hoch dosierte längerfristige Gabe von Thyreostatika
  • Jod in extrem großen Mengen („Wolff-Chaikoff-Effekt“)
  • Operationen oder Radiojodtherapie
  • Angeborene Fehlbildungen oder Nichtvorhandensein der Schilddrüse

 

Autor:
Dr. Mathias Beyer
Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie, Osteologie (DVO)
Praxis für Endokrinologie, Nürnberg

Letzte Aktualisierung: 15.11.2022