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Wie beeinflusst die Ernährung die Schilddrüse?

Die Schilddrüse steuert mit ihren Hormonen zahlreiche Körperfunktionen.1 Eine ausgewogene Ernährung spielt dabei für das kleine Organ eine bedeutende Rolle. Sobald essenzielle Spurenelemente wie Jod, Selen oder Eisen fehlen, kann dies Schilddrüsenerkrankungen begünstigen. Des Weiteren können bestimmte Nahrungsmittel einen Einfluss auf die L-Thyroxin Aufnahme haben.

Spurenelemente in unserer Nahrung

Jod ist unverzichtbar für eine gesunde Schilddrüse. Das Spurenelement ist an der Bildung der Schilddrüsenhormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin) beteiligt.1 Da der Körper Jod nicht selbst produzieren kann, nimmt er es über die Nahrung auf.2 Deutschland gilt als Jodmangelgebiet.3 Deshalb sollten zum Beispiel Seefisch, Milchprodukte und Hühnereier regelmäßig auf dem Speiseplan stehen. Eine gute Ergänzung der heimischen Küche stellt auch jodiertes Speisesalz dar. Darüber hinaus spielt Selen eine wichtige Rolle für die Schilddrüse. Es ist ein wesentlicher Bestandteil von Enzymen, die wichtige Abläufe im Körper steuern. Selen ist unter anderem an Stoffwechselvorgängen beteiligt, die für die Wirkung der Schilddrüsenhormone im Gewebe verantwortlich sind.4,5

Bei einer vegetarischen und insbesondere veganen Ernährung besteht ein erhöhtes Risiko für eine Mangelversorgung von Jod, Selen und Eisen. Hier empfiehlt sich gegebenenfalls die Einnahme entsprechender Supplemente zum Ausgleich.

Einfluss von Ernährung auf Schilddrüsenerkrankungen

Eine langanhaltende jodarme Ernährung begünstigt eine Schilddrüsenvergrößerung, auch bekannt als Struma. Eine länger andauernde Überdosierung von Jod kann den Autoimmunprozess einer vorbestehenden Hashimoto Thyreoiditis begünstigen. Auch bei einer sogenannten Schilddrüsen-Autonomie oder einer Autoimmunhyperthyreose (Morbus Basedow) kann eine übermäßige Jodzufuhr eine Überfunktion der Schilddrüse herbeiführen oder verstärken. Darüber hinaus spielt der Eisengehalt der Nahrung eine wichtige Rolle. Ein Eisenmangel kann trotz einer scheinbar ausreichenden Schilddrüsen-Hormonsubstitution zu anhaltenden Symptomen einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) führen.

Einfluss der Ernährung auf L-Thyroxin Aufnahme

Wer Schilddrüsenhormone wie L-Thyroxin einnimmt, sollte auf mögliche unerwünschte Wirkungen mancher Nahrungsmittel achten. Kaffee kann die Aufnahme von L-Thyroxin über den Dünndarm verzögern oder behindern. Milch kann aufgrund des erhöhten Gehalts an Protein und Kalzium, eine gestörte Aufnahme des Medikaments über den Dünndarm bewirken. Auch bei Hafer ist Vorsicht geboten. Er kann die Aufnahme von L-Thyroxin über den Dünndarm verzögern und behindern. Darüber hinaus können Wechselwirkungen bei Soja, Grapefruit und Kohl auftreten. Die gängige Empfehlung bei der Einnahme von Schilddrüsenhormonen lautet deshalb: morgens, auf nüchternem Magen, mit Leitungswasser und mindestens 30 Minuten Abstand zum Frühstück. Ein normaler Konsum der Lebensmittel beeinträchtigt die Schilddrüsenfunktion in der Regel nicht.

Autor:
Priv.-Doz. Dr. med. habil. Stefan Karger
Facharzt für Endokrinologie und Diabetologie
Praxis für Endokrinologie, Leipzig

Prof. Dr. med. P. E. Goretzki

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Quellen:

  1. Schilddrüse, Berufsverband Deutscher Internisten e.V., unter: https://www.internisten-im-netz.de/fachgebiete/hormone-stoffwechsel/hormondruesen-und-moeglicheerkrankungen/schilddruese.html#c713
  2. Jodversorgung in Deutschland wieder rückläufig – Tipps für eine gute Jodversorgung, Bundesinstitut für Risikobewertung – BfR (Hrsg.) (2020), Aktualisiert im Februar 2021, unter: https://www.bfr.bund.de/cm/343/jodversorgung-in-deutschland-wieder-ruecklaeufig-tipps-fuer-eine-gute-jodversorgung.pdf
  3. KiGGS - Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland: KiGGS Welle 2. (2017). Kiggs Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Abgerufen am 27. April 2022, von https://www.kiggs-studie.de/ergebnisse/kiggs-welle-2.html
  4. Köhrle J. Selenium in Endocrinology-Selenoprotein-Related Diseases, Population Studies, and Epidemiological Evidence. Endocrinology. 2021; 162(2): bqaa228. unter: https:// academic.oup.com/endo/article-abstract/162/2/bqaa228/6056471?redirectedFrom=fulltext
  5. Köhrle J et al. Selenium, the thyroid, and the endocrine system. Endocr Rev. 2005; 26(7):944-84. unter: https://academic.oup.com/edrv/article-lookup/doi10.1210/er. 2001-0034

Letzte Aktualisierung: 28.09.2022