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Muskelkrämpfe: (Neben-)Schilddrüse als Ursache

An starken Muskelkrämpfen bei operierten Schilddrüsenpatienten ist häufig die Nebenschilddrüse schuld. Arbeitet diese nicht richtig, führt der Mangel an Kalzium zu unangenehmen Krämpfen in den Gliedmaßen. Neue Forschungsergebnisse weisen außerdem auf einen Zusammenhang zwischen dem Allan-Herndon-Syndrom und einer gestörten Schilddrüsenhormon-Aufnahme im Muskel auf.

Muskelkrämpfe durch die Nebenschilddüse

Manche Schilddrüsenpatienten leiden unter regelmäßigen Muskelkrämpfen. Auslöser dafür ist häufig die Nebenschilddrüse. Die Nebenschilddrüse produziert das Parathormon. Dieses Hormon beeinflusst den Kalziumstoffwechsel im Körper. Der Körper braucht Kalzium unter anderem für den Zahn- und Knochenaufbau. Zusätzlich sorgt es dafür, dass unsere Muskeln und Nerven richtig funktionieren. Nach einer Schilddrüsen-OP kann es zeitlich begrenzt zu einer Durchblutungsstörung der Nebenschilddrüse kommen. (1) Dann treten, ausgelöst durch fehlendes Kalzium, Symptome wie Muskelkrämpfe auf. In den meisten Fällen ist dieser Zustand nur vorübergehend. Ist die Nebenschilddrüse allerdings so stark geschädigt, dass die Produktion von Parathormon nicht mehr möglich ist, macht das eine regelmäßige Einnahme von aktivem Vitamin D und Kalzium notwendig. Sind die Kalziumwerte im Normbereich sollten auch die Symptome wie zum Beispiel Muskelkrämpfe verschwinden. Manchmal hilft auch eine zusätzliche Einnahme von Magnesium. (1)

Gestörte Schilddrüsenhormon Aufnahme und das Allan-Herndon-Syndrom

Das Allan-Herndon-Syndrom ist eine seltene Krankheit, von der ausschließlich Männer betroffen sind. Die Krankheit äußert sich schon im Kindesalter in Form von Entwicklungsstörungen, die sich unter anderem durch Muskelschwäche- und Krämpfe bemerkbar machen. Nun konnten Forscher erstmals den Zusammenhang zwischen der Krankheit und einer gestörten Schilddrüsenhormon-Aufnahme im Muskel der Betroffenen nachweisen. (2) Dass Schilddrüsenhormone eine Rolle bei der Regenerierung verletzter Muskeln spielen, ist bereits bekannt. Im Rahmen der neuen Studie stellte sich heraus, dass gesunde Muskelstammzellen nach einer Verletzung zwei bestimmte Transporter für Schilddrüsenhormone verstärkt neu bilden. Die Stammzellen können daraufhin die Hormone aufnehmen und beschleunigen die Heilung des Muskels. Auch im Gehirn spielen die beiden Transporter eine wichtige Rolle, da sie die Schilddrüsenhormone durch die Blut-Hirn-Schranke schleusen. Ohne Schilddrüsenhormone ist die Entwicklung des Gehirns stark beeinträchtigt. (2) Entsprechend leiden Betroffene des Allan-Herndon-Syndrom häufig unter verschiedenen neurologischen Symptomen. Mithilfe der neuen Erkenntnisse versuchen Forscher nun therapeutische Strategien für Patienten mit diesem seltenen Syndrom zu entwickeln. (2)

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Quellen:

(1) Feldkamp J Therapie des postoperativen Hypoparathyreoidismus. Der Nuklearmediziner 2020; 43(03): 225-229 .
(2) Wagner, Dr. K. (2018, 27. April). Schilddrüsenhormone beeinflussen die Heilung von Skelettmuskeln. Informationsdienst Wissenschaft e. V. Abgerufen am 1. November 2021, von https://idw-online.de/de/news693412

Letzte Aktualisierung: 05.07.2022