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ERNÄHRUNG VOR DER RADIOJODTHERAPIE – WAS GIBT ES ZU BEACHTEN?

Eine ausreichende Jodaufnahme mit der Nahrung ist für die Schilddrüsengesundheit grundsätzlich wichtig, insbesondere um die langfristige Entwicklung von Schilddrüsenvergrößerungen und die Knotenbildung zu vermeiden. Für Erwachsene empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung die Aufnahme von etwa 200 Mikrogramm (µg) Jod pro Tag. Soll allerdings eine bestehende Schilddrüsenerkrankung mithilfe einer Radiojodtherapie behandelt werden, gilt es, davor die Jodaufnahme zu senken.

DIE SCHILDDRÜSE „JODHUNGRIG“ MACHEN

Die Radiojodtherapie kann zur Behandlung von gutartigen (z.B. Schilddrüsenüberfunktion) als auch von bösartigen (Schilddrüsenkrebs) Erkrankungen eingesetzt werden. Dabei macht man sich die Tatsache zunutze, dass die Schilddrüsenzellen aktiv Jod aufnehmen und schleust quasi als „Trojanisches Pferd“ radioaktives Jod in die erkrankten Zellen ein, um sie dann zu zerstören. Dieser Mechanismus ist von der Jodversorgung des Körpers abhängig – das heißt, wenn wenig Jod im Blut vorhanden ist, wird mehr radioaktives Jod in die Zellen eingebaut.

Vor einer Radiojodtherapie ist es somit wichtig, dass der Körper nicht mit Jod „überladen“ wird, wie es zum Beispiel mit jodhaltigen Röntgenkontrastmitteln oder jodhaltigen Herzmedikamenten passieren kann. Auch die Jodaufnahme mit der Nahrung sollte, wenn möglich, reduziert werden, um die Schilddrüsenzellen möglichst „jodhungrig“ zu machen.

DIE JODAUFNAHME ÜBER DIE NAHRUNG DROSSELN

Die Ernährung sollte rechtzeitig vor einer Radiojodtherapie angepasst werden. Dabei sind vielfältige Jodquellen, wie Seefisch, Meeresfrüchte und Algenpräparate aber auch jodiertes Speisesalz und jodhaltige Nahrungsergänzungsmittel, zu berücksichtigen. Die Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin (DGN) empfiehlt unter anderem die Vermeidung von Seefisch und jodiertem Speisesalz im Haushalt über zwei Wochen vor der Radiojodtherapie sowie vor dem Radiojodtest, der in den meisten Fällen der Radiojodtherapie vorausgeht. Jodiertes Speisesalz, das etwa 20 Mikrogramm Jod pro Gramm Salz enthält, lässt sich allerdings nicht ganz vermeiden, da viele Lebensmittel mit dem angereicherten Speisesalz hergestellt werden. Darüber hinaus wird es zum Beispiel in Kantinen und Restaurants verwendet. Eine Angst vor jeglicher Jodzufuhr mit der Nahrung ist jedoch nicht angebracht, zumal fast alle Lebensmittel gewisse Spuren an Jod enthalten. Verschiedene, frei verfügbare  Tabellen geben Aufschluss über den Jodgehalt von Lebensmitteln und bieten eine gute Orientierung.

Zusammenfassend ist die Vermeidung medizinischer Jodquellen (Kontrastmittel, jodhaltige Medikamente, Jodtinkturen, Lugol‘sche Lösung) essentiell. Hinsichtlich der Ernährung gilt es, für mindestens zwei – besser vier – Wochen auf jodreiche Lebensmittel wie Seefisch, Meeresfrüchte und Algenprodukte zu verzichten. Darüber hinaus sollte im eigenen Haushalt für diese Zeit von jodiertem Speisesalz auf jodfreies Salz umgestellt werden. Ansonsten ist es wichtig, zu wissen, dass man die Zufuhr geringer Jodmengen mit der Nahrung nicht ganz vermeiden kann und auch nicht muss.

Autor:
Prof. Dr. med. Frank Grünwald
Direktor der Klinik für Nuklearmedizin
Universitätsklinikum Frankfurt am Main

Prof. Markus Luster

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