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Jodmangelgebiet Deutschland - worauf jeder achten sollte

Die allgemeine Jodversorgung in Deutschland und Europa ist rückläufig und Jodmangel wieder ein ernstzunehmendes Problem. Davor warnt nicht nur ein aktueller Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO).1 Auch Zahlen aus dem nationalen Jodmonitoring des Robert Koch-Instituts belegen, dass hierzulande 32 Prozent der Erwachsenen und 44 Prozent der Kinder und Jugendlichen ein erhöhtes Risiko für eine Jodunterversorgung aufweisen.2,3

Zu den Gründen für die verschlechterte Jodversorgung in den letzten Jahren zählen unter anderem veränderte Ernährungsgewohnheiten, der abnehmende Einsatz von Jodsalz in der Lebensmittelproduktion sowie unterschiedliche Vorschriften für die Jodierung von Speisesalz innerhalb Europas. Aber auch ein geringes Wissen über die Bedeutung von Jod für die Gesundheit stellt ein Problem dar. Doch gerade eine ausreichende Jodversorgung ist für die Schilddrüse und ihre Funktion unerlässlich und ein anhaltender Jodmangel kann erhebliche gesundheitliche Folgen haben.1,4

Jodmangel kann zu weitreichenden Folgen führen

Der Zusammenhang zwischen einer unzureichenden Jodversorgung und der Schilddrüsengesundheit lässt sich wie folgt beschreiben: Ein schwerer Jodmangel verursacht eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), da der Jodspeicher trotz einer gesteigerten Schilddrüsenaktivität und weiterer Mechanismen zu gering ist, um eine ausreichende Produktion der Schilddrüsenhormone aufrechtzuerhalten. Hingegen kann bei einem leichten bis mittleren Jodmangel das Defizit durch die gesteigerte Schilddrüsenaktivität weitgehend ausgeglichen und eine mengenmäßig ausreichende Produktion der Schilddrüsenhormone sichergestellt werden. Jedoch sorgt der Jodmangel für eine dauerhafte Stimulierung der Schilddrüse, was die Entstehung von Schilddrüsenvergrößerungen (Strumen), Schilddrüsenknoten sowie damit verbundenen Funktionsstörungen begünstigt. Besonders kritisch ist ein Jodmangel in der Schwangerschaft sowie im Säuglings- und Kleinkindalter. Denn bei einer unzureichenden Jodversorgung steigt zum einen das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen wie Fehlgeburten oder Fehlbildungen und zum anderen das Risiko für körperliche und geistige Entwicklungsstörungen, Beeinträchtigungen der Feinmotorik sowie einen geringeren Intelligenzquotienten (IQ) beim Kind.1,4,5

Jod ist für die Schilddrüsenfunktion essenziell

Als unentbehrliches Spurenelement muss Jod in ausreichender Menge über die Nahrung aufgenommen werden. Dafür empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) für Kinder je nach Altersklasse eine tägliche Jodzufuhr zwischen 40-180 Mikrogramm (µg). Bei Jugendlichen und Erwachsenen sollte sie zwischen 180-200 Mikrogramm liegen. Während der Schwangerschaft und der Stillzeit ist der Jodbedarf erhöht, weshalb für Schwangere 230 Mikrogramm und für Stillende 260 Mikrogramm Jod am Tag empfohlen werden.6 Das aufgenommene Jod speichert der Körper hauptsächlich in der Schilddrüse, wo es als zentraler Baustein für die Schilddrüsenhormone Tetrajodthyronin (T4, Thyroxin) und Trijodthyronin (T3) dient. Die Schilddrüsenhormone beeinflussen wiederum zahlreiche Stoffwechselprozesse. Dazu gehören das Wachstum, die Entwicklung des Gehirns sowie die Knochenbildung und der Energiestoffwechsel.4,5

Auf jodreiche Ernährung achten und gezielt supplementieren

Da Deutschlands Böden relativ jodarm sind, tragen pflanzliche Lebensmittel wie Getreide, Gemüse oder Obst kaum zur Jodversorgung bei. Von Natur aus enthalten nur maritime Lebensmittel wie Seefisch, Meeresfrüchte und Algen größere Jodmengen. Allerdings ist beim Verzehr von Meeresalgen aufgrund von stark schwankenden und mitunter sehr hohen Jodgehalten Vorsicht geboten. Zu guter Letzt stellen jodiertes Speisesalz und damit hergestellte Lebensmittel wichtige Jodlieferanten dar. In der heimischen Küche sowie beim Einkaufen sollte deswegen das Motto gelten: „Wenn Salz, dann Jodsalz“.4,7

Die individuelle Jodzufuhr hängt also stark von den jeweiligen Ernährungsgewohnheiten sowie der Lebensmittelauswahl ab. Neben Menschen mit einem erhöhten Jodbedarf gehören gerade diejenigen zur Risikogruppe für eine unzureichende Jodversorgung, die ganz oder teilweise auf den Verzehr jodhaltiger Lebensmittel verzichten. So sollten beispielsweise Veganerinnen und Veganer oder Personen mit einer Laktoseintoleranz besonders auf ihre Jodzufuhr achten. Bei einer unzureichenden Zufuhr über die Nahrung kann nach ärztlicher Absprache eine ergänzende Jodeinnahme in Tablettenform sinnvoll sein. Für Frauen mit Kinderwunsch, Schwangere und Stillende wird dies für die ausreichende Jodversorgung von Mutter und Kind ausdrücklich empfohlen.4

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass auch Schilddrüsenpatienten jodhaltige Lebensmittel wie Seefisch, Meeresfrüchte, Milch und Milchprodukte sowie jodiertes Speisesalz und damit hergestellte Produkte verzehren und sich an den Zufuhrempfehlungen der DGE mit 200 Mikrogramm pro Tag orientieren können. Allerdings sollte eine Zufuhr größerer Jodmengen etwa mit jodhaltigen Medikamenten oder besonders jodreichen Meeresalgen vermieden werden.1,2,4

Möchten Sie mehr zum Thema Schilddrüse und Ernährung erfahren? Dann finden Sie weitere Informationen in der Patientenbroschüre Ratgeber Schilddrüse und Ernährung und im Infoblock Jodgehalt in Nahrungsmitteln.

Quellen:

  1. WHO/IGN Report: Prevention and control of iodine deficiency in the WHO European Region adapting to changes in diet and lifestyle, https://iris.who.int/handle/10665/376863 (Stand: 28.06.2024)
  2. Hey I, Thamm M. Abschlussbericht: Monitoring der Jod- und Natriumversorgung bei Kindern und Jugendlichen im Rahmen der Studie des Robert Koch-Instituts zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS Welle 2). Robert Koch-Institut, 2019.
  3. Remer T, Thamm M. Abschlussbericht: Ermittlung der täglichen Jod- und Salzzufuhr Erwachsener in Deutschland: Biomarkerbasierte Datenanalyse der repräsentativen DEGS-Studie und methodologische Basislegung für künftige Gesundheitssurveys. Robert Koch-Institut, 2015.
  4. Gärtner R, Remer T, Schöne F, Großklaus R, Thamm M, Schwind D: Jod. Ein essenzielles Spurenelement in der Dauerkritik. Ernährungs Umschau 2021; 68(12): M702–11. DOI: 10.4455/eu.2021.047
  5. Zimmermann MB, Boelart K: Iodine deficiency and thyroid disorders. Lancet Diabetes Endocrinol 2015; 3(4): 286–95.
  6. DGE: Referenzwert Jod. https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/jod/ (zuletzt aufgerufen am 21.07.2025)
  7. BMEL. Wenn Salz, dann Jodsalz. https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/gesunde-ernaehrung/jodsalz-landingpage/jodsalz-landingpage_node.html (zuletzt aufgerufen am 21.07.2025)

Letzte Aktualisierung: 02.09.2025

MAT-DE-2501910-1.0-07/2025