SERVICE
Palpation ist erster Schritt der Schilddrüsendiagnostik
Die ärztliche Untersuchung der Schilddrüse ist vielfältig. Sowohl die Bildgebung mittels Ultraschalls als auch eine Blutuntersuchung lassen Rückschlüsse über den Zustand des kleinen Organs unterhalb des Kehlkopfes zu. Doch als erster Schritt der Diagnostik hat sich die körperliche Untersuchung bewährt1 dazu gehört auch die Palpation der Schilddrüse. Das Abtasten im Halsbereich bietet der Ärztin oder dem Arzt die Gelegenheit, frühzeitig erste Anzeichen von Schilddrüsenveränderungen zu erkennen. Dieses Verfahren beschränkt sich dabei nicht nur auf den Zustand der Schilddrüse, sondern umfasst den Check des gesamten Halsbereiches. Im Rahmen der diesjährigen Schilddrüsenwoche steht diese Untersuchungsmethode wieder besonders im Mittelpunkt.
Abtasten der Schilddrüse – Schnell, sicher und effektiv
Mit einer Palpation der Schilddrüse lassen sich Veränderungen im schmetterlingsförmigen Organ feststellen. So kann zum Beispiel eine Vergrößerung der Schilddrüse, eine sogenannte Struma, ebenso ertastet werden wie Schilddrüsenknoten ab einer Größe von circa zehn Millimetern.2 Der Vorteil dieser Methode ist also, dass sich krankhafte Veränderungen der Schilddrüse recht frühzeitig und schnell erkennen lassen, mitunter bevor erste Symptome auftreten. Ergibt sich bei der Untersuchung eine Auffälligkeit, ist sie ein erster Anhaltspunkt und muss mittels weiterer diagnostischer Verfahren wie einer Ultraschalluntersuchung bestätigt werden. Ein weiterer Vorteil der Tastuntersuchung besteht in der unmittelbaren Arzt-Patienten-Interaktion, die der Ärztin oder dem Arzt die Chance gibt, festzustellen, ob die Schilddrüse Schmerzen verursacht und ob sich das Organ problemlos verschieben lässt. Je nach Befund kann der Verdacht einer speziellen Schilddrüsenentzündung (Thyreoiditis de Quervain) oder eines Schilddrüsenkrebs ausgeschlossen oder erhärtet werden.
Wie die Palpation abläuft
Der Untersuchende stellt sich hinter die Patientin oder den Patienten und legt die Fingerkuppen unterhalb des Kehlkopfes entlang der Luftröhre an. Dort sind die sogenannten Schilddrüsenlappen lokalisiert, welche mit dem Isthmus – einer Art Gewebebrücke – verbunden sind. Dieser Bereich des Halses wird nun für einige Sekunden sanft abgetastet. Lassen sich keine Auffälligkeiten feststellen, ist dieser Vorgang abgeschlossen. In einem zweiten Schritt soll die Patientin oder der Patient schlucken. Im Optimalfall gleitet das Organ während des Schluckens als weiche homogene Struktur unter den Fingerkuppen des Untersuchenden entlang. Widerstände sollten dabei nicht beobachtet werden. Zum Schluss erfolgt noch einmal das Abtasten des gesamten Halsbereiches. Hierin ergibt sich ein weiterer Mehrwert der Untersuchung, da auf diese Weise auffällige Lymphknoten ertastet werden können. Geschwollene oder schmerzhafte Lymphknoten können sowohl Anzeichen für eine Erkrankung der Schilddrüse als auch anderer Krankheiten wie zum Beispiel einer Grippe oder einer Mandelentzündung sein.
Knoten ertastet - Was tun, wenn sich ein Verdacht erhärtet?
Lassen sich Auffälligkeiten wie Schilddrüsenknoten ertasten, kommen zur weiteren Abklärung ein Ultraschall, eine Blutuntersuchung und möglicherweise eine sogenannte Szintigrafie ins Spiel. Durch Letztere lassen sich kalte und heiße Knoten unterscheiden. Während „heiße“ autonome Schilddrüsenknoten so gut wie nie bösartig sind, müssen „kalte“ Knoten beobachtet werden. Überschreiten sie eine Größe von zehn Millimetern kann die weitere Untersuchung des verdächtigen Schilddrüsenknoten sinnvoll sein. Generell wird die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt das weitere Vorgehen stets mit der Patientin beziehungsweise dem Patienten besprechen. Liegt eine behandlungsbedürftige Schilddrüsenerkrankung vor, kann sie in den meisten Fällen gut therapiert werden.
Das könnte Sie ebenfalls interessieren:
Quellen:
- AWMF S2k-Leitlinie 2024. Erhöhter TSH-Wert in der Hausarztpraxis. Online verfügbar unter: https://register.awmf.org/assets/guidelines/053-046l_S2k_Erhoehter-TSH-Wert-in-der-Hausarztpraxis_2024-07.pdf (zuletzt abgerufen am 21.02.2025)
- Deutsches Ärzteblatt: Knotensuche primär per Palpation. Jh. 103 Heft 35 A2330 vom 8. September 2006
Letzte Aktualisierung: 06.05.2025