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Einfluss bestimmter Lebensmittel auf den Schilddrüsenstoffwechsel

Eine ausgewogene Ernährung soll den Körper mit allen wichtigen Nährstoffen versorgen, damit er gesund und funktionsfähig bleibt. Für einen normalen Schilddrüsenstoffwechsel benötigt der Organismus unter anderem ausreichend Jod, Eisen und Selen. Durch die richtige Lebensmittelwahl kann dies gelingen. Es gibt aber auch Lebensmittel, die Stoffe enthalten, die den Stoffwechsel des Schmetterlingsorgans beeinträchtigen können. Ein genereller Verzicht auf diese Lebensmittel ist in der Regel jedoch nicht notwendig. Unabhängig davon können bestimmte Ernährungsweisen oder Unverträglichkeiten die bedarfsgerechte Versorgung mit wichtigen Nährstoffen erschweren. In manchen Fällen kann nach ärztlicher Absprache eine Nahrungsergänzung sinnvoll sein.

Auf gute Jod-, Eisen und Selenlieferanten achten

Jod ist ein zentraler Baustein der Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Tetrajodthyronin (T4, Thyroxin). Da der Körper das Spurenelement aber nicht selbst herstellen kann, muss es über Nahrung aufgenommen werden. Als gute Jodquellen gelten Seefisch, Meeresfrüchte, Milch und Milchprodukte sowie Jodsalz und damit hergestellte Produkte wie Backwaren und Fleischerzeugnisse. Bei Erwachsenen liegt die empfohlene Jodzufuhr bei 200 Mikrogramm (µg) pro Tag.1 Ebenso spielen Eisen und Selen eine wichtige Rolle im Schilddrüsenstoffwechsel. So wird Eisen zum Beispiel für die Funktion der thyreoidalen Peroxidase (TPO) benötigt. Das Enzym ist wesentlich an der Bildung der Schilddrüsenhormone beteiligt. Besonders gute Eisenquellen sind tierische Lebensmittel wie Fleisch und Wurstwaren, aber auch Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte enthalten das Spurenelement. Empfohlen wird eine tägliche Zufuhr von 16 Milligramm für Frauen und 11 Milligramm für Männer.2 Neben Jod und Eisen spielt auch das Spurenelement Selen eine bedeutende Rolle. Es ist unter anderem für die Funktion der Dejodasen wichtig. Diese Enzyme wandeln das im Blut zirkulierende, inaktive T4 in die aktive Form T3 um. Frauen sollten 60 Mikrogramm Selen am Tag über Nahrung aufnehmen und Männer 70 Mikrogramm.3 Als gute Selenlieferanten zählen beispielsweise Fleisch, Fisch, Eier und Nüsse.

Nahrungsbestandteile können negativem Einfluss haben

Manche Lebensmittel enthalten sogenannte kropffördernde (strumigene oder goitrogene) Stoffe. Dazu gehören unter anderem die schweflige Verbindung Thiocyanat und Phytoöstrogene. Sie stecken beispielsweise in diversen Kohlsorten, Rettich, Zwiebeln, Radieschen, Mais, Hirse und Mandeln. Diese Stoffe sind in der Lage, die Jodaufnahme in die Schilddrüse sowie die Bildung der Schilddrüsenhormone zu hemmen. Ein übermäßiger Verzehr dieser pflanzlichen Nahrungsmittel ist somit in der Lage, die Entstehung eines Kropfes (Strumas) zu begünstigen. Ein gesundheitliches Risiko besteht aber nur bei gleichzeitigem Jodmangel. Ein zurückhaltender Verzehr solcher Lebensmittel sollte vor allem bei einer Schilddrüsenunterfunktion beachtet werden. Ein genereller Verzicht ist allerdings nicht notwendig, da der Gehalt an strumigenen Substanzen beim Kochen abnimmt. Umgekehrt bringt ein gesteigerter Verzehr dieser Lebensmittel keinen Vorteil bei Personen mit einer Schilddrüsenüberfunktion.

Auf Lebensmittelauswahl und Nährstoffe achten

Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Mineralstoffen wie Jod, Eisen und Selen ist also auch für den Schilddrüsenstoffwechsel essenziell. Fallen aufgrund spezieller Ernährungsweisen, wie zum Beispiel bei einer veganen Ernährung, bestimmte Lebensmittel oder Lebensmittelgruppen weg oder müssen diese aufgrund von Unverträglichkeiten gemieden werden, kann die Zufuhr mancher Nährstoffe zur Herausforderung werden. Demgegenüber gibt es die kropffördernden Nahrungsbestandteile, die den Schilddrüsenstoffwechsel stören können. So oder so ist es ratsam, den eigenen Speiseplan zu überprüfen und sich bei Bedarf ärztlichen Rat einzuholen, um mögliche Defizite gegebenenfalls mit einer gezielten Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln (zum Beispiel Jodtabletten) auszugleichen.

Fachliche Unterstützung durch:

Priv.-Doz. Dr. med. habil. Stefan Karger
Niedergelassener Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie, Osteologie DVO, Leipzig

Stefan Karger

Quellen:

  1. Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Referenzwert Jod
    https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/jod/ Zuletzt abgerufen am 13.11.2024.
  2. Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Referenzwert Eisen
    https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/eisen/ Zuletzt abgerufen am 13.11.2024.
  3. Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Referenzwert Selen 
    https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/selen/ Zuletzt abgerufen am 13.11.2024.
  4. Deischinger, Krebs, Kautzky-Willer 2022 Nahrungsergänzungsmittel und die Schilddrüse – ein Update zur Supplementierung von Mikronährstoffen.
  5. Jodversorgung in Deutschland wieder rückläufig – Tipps für eine gute Jodversorgung, Bundesinstitut für Risikobewertung – BfR (Hrsg.) (2020), Aktualisiert im Februar 2021, unter:
    https://www.bfr.bund.de/cm/343/jodversorgung-in-deutschland-wieder-ruecklaeufig-tipps-fuer-eine-gute-jodversorgung.pdf
  6. Jodversorgung in Deutschland: Ergebnisse des Jodmonitorings bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, Aktualisiert im September 2024, unter
    https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/gesunde-ernaehrung/degs-jod-studie.html
  7. https://www.bfr.bund.de/de/gesundheitliche_bewertungvon_nahrungsergaenzungsmitteln-945.html. Zuletzt abgerufen am 16.10.2024

Letzte Aktualisierung: 08.04.2025