SERVICE
Wie eine gestörte Schilddrüsenfunktion zu Bluthochdruck führt
In Deutschland leiden rund 40 Prozent der Frauen und etwa 50 Prozent der Männer an Bluthochdruck (Hypertonie), wobei die Häufigkeit mit zunehmendem Alter ansteigt.1 Unbehandelt erhöht er das Risiko für Herzerkrankungen, Schlaganfälle und Nierenschäden. Neben vielen anderen Faktoren kann eine gestörte Schilddrüsenfunktion die Ursache für einen erhöhten Blutdruck sein. Denn die Schilddrüsenhormone haben zahlreiche Effekte auf das Herz-Kreislauf-System und damit auch auf die Regulierung des Blutdrucks. So können sich sowohl eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) als auch eine
Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) auf die Herzleistung und den Blutdruck auswirken.
Schilddrüsenüberfunktion und Bluthochdruck
Bei einer Überfunktion der Schilddrüse, beispielsweise aufgrund eines überaktiven Schilddrüsenknotens oder eines
Morbus Basedow, werden verstärkt Schilddrüsenhormone gebildet und ins Blut abgegeben, die sich wiederum auf das Herz und das Gefäßsystem auswirken. Der Herzschlag wird schneller und das Blutvolumen nimmt zu, was vor allem den oberen Blutdruckwert, den sogenannten systolischen Wert, ansteigen lässt. Allerdings fällt die Blutdrucksteigerung meist moderat aus, da die Schilddrüsenhormone auch für eine Weitung der Blutgefäße sorgen.
Um den Blutdruck zu senken, kommen meist Betablocker zum Einsatz. Diese verlangsamen den Herzschlag, reduzieren das Pumpvolumen des Herzens und normalisieren den Widerstand der Blutgefäße, wodurch der Blutdruck innerhalb von Stunden bis einigen Tagen sinkt. Parallel wird die Schilddrüsenüberfunktion mit sogenannten Thyreostatika behandelt, die die übermäßige Bildung der Schilddrüsenhormone hemmen. Führt diese Behandlung nicht zum gewünschten Erfolg, muss eine Operation der Schilddrüse oder eine Radiotherapie in Betracht gezogen werden, um die Überfunktion endgültig auszuschalten.
Schilddrüsenunterfunktion und Bluthochdruck
Eine Unterfunktion der Schilddrüse kann die Folge einer Hashimoto-Thyreoiditis,
Schilddrüsenoperation oder
Radiojodtherapie sein. Die Schilddrüse bildet dann zu wenig Hormone, was in der Regel einen drosselnden Effekt auf den gesamten Stoffwechsel hat. Interessanterweise kann aber auch eine Schilddrüsenunterfunktion den Blutdruck langfristig erhöhen. Anders als bei der Überfunktion liegt dem kein direkter Einfluss auf die Herzleistung zugrunde, sondern eine Auswirkung auf die Blutgefäße. Denn diese verlieren infolge der Unterfunktion an Flexibilität und Nachgiebigkeit, sprich sie werden steifer. Dies erhöht den Gefäßwiderstand und somit insbesondere den unteren, sogenannten diastolischen Blutdruckwert. Andererseits kann es bei der Schilddrüsenunterfunktion durch ein vermindertes Herzzeitvolumen auch zu einem verringerten Blutdruck kommen. Behandelt wird die Unterfunktion durch die Gabe von Schilddrüsenhormonen.
Die Schilddrüse als mögliche Ursache
Bei der Abklärung eines erhöhten Blutdrucks sollte aufgrund der beschriebenen Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System auch immer an Schilddrüsenfunktionsstörungen als Ursache gedacht werden. Steht die Diagnose fest, kann der Bluthochdruck meist allein durch die adäquate Therapie der zugrunde liegenden Schilddrüsenerkrankungen erfolgreich therapiert werden.
Fachliche Unterstützung durch:
Univ.-Prof. Dr. med. Joachim Feldkamp
Direktor der Universitätsklinik für Endokrinologie und Diabetologie, Allgemeine Innere Medizin, Infektiologie
Klinikum Bielefeld
Das könnte Sie ebenfalls interessieren:
Quellen:
- Bluthochdruck (Hypertonie) https://www.gesundheitsinformation.de/bluthochdruck-hypertonie.html (letzter Zugriff: 11.09.2024
- Spitzweg C., Reincke M. (2010) Schilddrüse und Blutdruck. Die innere Medizin, Ausgabe 5.
- Razvi S. et al. (2018) Thyroid Hormones and the Cardiovascular System. J Am Coll Cardiol 2018;71:1781–96.
- Danzi S., Klein I. (2003) Thyroid hormone and blood pressure regulation. Curr Hypertens Rep 2003;5: 513–20
- Schilddrüse setzt Blutgefäße unter Druck. https://www.aponet.de/service/nai/2011/8b/schilddruese-setzt-blutgefaesse-unter-druck.html (letzter Zugriff 30.08.2024)
Letzte Aktualisierung: 17.01.2025