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L-Thyroxin und Osteoporoserisiko bei älteren Patienten
Eine aktuelle Studie lenkt den Blick erneut auf ein altbekanntes Thema. Immer wieder wird in der Medizin der Zusammenhang zwischen der Einnahme von L-Thyroxin (Levothyroxin), einem Knochendichteverlust und dem daraus resultierenden Osteoporoserisiko bei älteren Patientinnen und Patienten untersucht. Generell kommt L-Thyroxin zur Behandlung einer bestehenden Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) zum Einsatz. Die Dosierung wird individuell eingestellt und eine regelmäßige Kontrolle empfohlen. Denn zu hohe Schilddrüsenhormonwerte, wie es bei einer
Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) oder Überdosierung der Fall ist, können zu einem gesteigerten Knochenumsatz führen und langfristig einen Knochenschwund begünstigen. Doch wie sieht es aus, wenn die erhöhten Werte bei älteren Patientinnen und Patienten noch im Normbereich liegen?
Mit dieser Frage hat sich in eine aktuelle US-amerikanische Studie beschäftigt. Gegenstand der Untersuchung war es, herauszufinden, ob die Einnahme von L-Thyroxin und höhere Schilddrüsenhormonwerte innerhalb des Normbereiches bei älteren Menschen mit einem verstärkten Knochenschwund in Verbindung stehen. Dafür analysierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Daten von 81 Teilnehmenden, die noch im Bereich eines normalen Schilddrüsenstoffwechsels (Euthyreose) lagen. Alle waren über 65 Jahre alt und ihre Knochendichte sowie Schilddrüsenfunktion wurde regelmäßig kontrolliert. Ein anschließender Vergleich mit Daten von 364 Personen, die kein L-Thyroxin einnahmen, zeigte bei den älteren Menschen mit L-Thyroxin-Einnahme einen stärkeren Verlust an Knochenmasse und -dichte. Die Effekte waren umso ausgeprägter, je höher Schilddrüsenhormonwerte im Blut gemessen wurden, aber weiterhin im Normbereich lagen. Laut den Studienverantwortlichen deutet dies darauf hin, dass die Therapie mit L-Thyroxin bei älteren Patientinnen und Patienten mit einem relativen Überschuss an Schilddrüsenhormonen verbunden sein kann – selbst wenn der Wert des für den Schilddrüsenstoffwechsel wichtigen Regelhormons TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) im Referenzbereich liegt. Daher sollte bei langjähriger Einnahme von Schilddrüsenhormonen regelmäßig die Schilddrüsenfunktion überprüft und immer wieder eine ärztliche Nutzen-Risikobewertung der Behandlung durchgeführt werden.
Regelmäßige Kontrollen sind in Deutschland gängige Praxis
Generell ist es wichtig, die Schilddrüsenfunktion, Blutwerte und Dosierung regelmäßig zu kontrollieren und letztere gegebenenfalls anzupassen. Denn zum Beispiel sinkt mit zunehmendem Lebensalter der Bedarf an Schilddrüsenhormonen. Die routinemäßige Kontrolle durch die behandelnde Ärztin oder den behandelnden Arzt ist hierzulande eine gängige Praxis und fester Bestandteil in medizinischen Leitlinien.
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Quellen:
- Pharmazeutische Zeitung: Osteoporose-Risiko: L-Thyroxin-Verordnung bei älteren Patienten überprüfen. https://www.pharmazeutische-zeitung.de/l-thyroxin-verordnung-bei-aelteren-patienten-ueberpruefen-151568/ (zuletzt aufgerufen am 21.02.2025)
- Radiological Society of North America: Levothyroxine Use and Bone Loss in Euthyroid Older Adults: A Longitudinal Analysis From Baltimore Longitudinal Study of Aging. https://press.rsna.org/pressrelease/2024_resources/2538/abstract.pdf (zuletzt aufgerufen am 21.02.2025)
- Feldkamp J. (2024) Schilddrüsenerkrankungen: L-Thyroxin sinnvoll einsetzen. Deutsches Ärzeblatt, Jg.121, Heft 9, S. A 607-610
- DEGAM Leitlinie S2k: Erhöhter TSH-Wert in der Hausarztpraxis: https://register.awmf.org/assets/guidelines/053-046l_S2k_Erhoehter-TSH-Wert-in-der-Hausarztpraxis_2024-07.pdf (zuletzt aufgerufen am 21.02.2025)
Letzte Aktualisierung: 06.06.2025