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Bei rheumatoider Arthritis auch an die Schilddrüsengesundheit denken
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Autoimmunerkrankung und die häufigste Form der Schilddrüsenentzündung – der Thyreoiditis. Bei der Erkrankung richten sich körpereigene Immunzellen gegen das Organ und schädigen es. In der Folge kommt es in der Regel zu einer langsam verlaufenden chronischen Entzündung des kleinen Organs unterhalb des Kehlkopfes. Was genau diese autoimmunen Prozesse im Körper auslöst, ist bislang noch nicht bekannt. Neben der Ursachenforschung befasst sich die Medizin zunehmend mit dem Zusammenhang zwischen solch einer Autoimmunthyreoiditis (AIT) und weiteren Autoimmunerkrankungen – so auch mit der rheumatoiden Arthritis, umgangssprachlich als Rheuma bezeichnet. Aber kann die eine Erkrankung die Entstehung der jeweils anderen begünstigen?
Hashimoto-Thyreoiditis und rheumatoide Arthritis einzeln betrachtet
Bei der Entstehung der Hashimoto-Thyreoiditis scheinen unter anderem genetische Faktoren eine Rolle zu spielen, da die Erkrankung familiär gehäuft vorkommt. Darüber hinaus zeigt sich, dass Frauen häufiger betroffen sind als Männer und die Krankheit meist zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr erstmals auftritt. Für die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine im Ultraschall kleinere Schilddrüse mit gleichmäßig dunkler Struktur charakteristisch und meist führt sie zu einer Schilddrüsenunterfunktion, die durch die Gabe eines Medikaments mit dem Schilddrüsenhormon L-Thyroxin behandelt wird. Ist die individuell passende Dosis gefunden, normalisiert sich der Schilddrüsenstoffwechsel wieder und ein beschwerdefreies Leben ist möglich. Allerdings steht die Hashimoto-Thyreoiditis im Verdacht, mit dem Auftreten weiterer Autoimmunerkrankungen zusammenzuhängen. Dazu gehören Zöliakie, Morbus Addison, Typ 1 Diabetes mellitus aber auch die rheumatoide Arthritis.
Bei der rheumatoiden Arthritis handelt es sich ebenfalls um eine entzündliche Autoimmunerkrankung, die allerdings vornehmlich die Gelenke betrifft. Sie gehört zum rheumatischen Formenkreis und kommt bei etwa 0,5-1 Prozent der Gesamtbevölkerung vor. Meist tritt sie zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr auf, wobei Frauen dreimal häufiger daran erkranken als Männer.1 Zu den typischen Symptomen zählen geschwollene und schmerzende Gelenke, Kraftlosigkeit und Erschöpfung. Charakteristisch sind auch sogenannte Rheumaknoten, welche sich als kleine, feste und druckunempfindliche Knötchen unter der Haut zeigen. Behandelt wird die rheumatoide Arthritis mit Medikamenten, Ergo- und Physiotherapie.
Wie beide Autoimmunerkrankungen möglicherweise zusammenhängen
Aufgrund des ähnlichen Zeitpunkts der Krankheitsentstehung und der stärkeren Betroffenheit von Frauen liegt ein Zusammenhang zwischen beiden Autoimmunerkrankungen nahe. So zeigte sich in Studien, dass 3,4 Prozent aller Patienten mit einer Hashimoto-Thyreoiditis ebenso an einer rheumatoiden Arthritis erkrankt waren.2 Zudem wurde in einer weiteren Studie versucht, bestimmte Patiententypen der Autoimmunthyreoiditis mit spezifischen Antikörpern zu identifizieren, die als mögliche Auslöser für rheumatische Erkrankungen in Frage kommen. Tatsächlich konnte nachgewiesen werden, dass manche Patienten ein erhöhtes Risiko haben, an einer rheumatoiden Arthritis zu erkranken.3 Aber auch umgekehrt, gibt es Belege dafür, dass bei etwa jedem zehnten Patienten mit rheumatoider Arthritis auch Schilddrüsenantikörper zu finden sind.4 Somit sollten Rheumapatienten bei Symptomen einer Unterfunktion an eine mögliche Schilddrüsenentzündung denken und diese regelmäßig checken lassen.
Autorin:
PD Dr. med. Beate Quadbeck
Endokrinologin, Düsseldorf
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Quellen:
- Rheumatoide Arthritis https://www.gesundheitsinformation.de/rheumatoide-arthritis.html. Zuletzt abgerufen am 16.10.2024.
- Ponto et al. Thyroid-associated orbitopathy is linked to gastrointestinal autoimmunity Clin Exp Immunol. 2014; 178(1):57-64. doi: 10.1111/cei.12395.
- Elnady et al. Prevalence and clinical significance of nonorgan specific antibodies in patients with autoimmune thyroiditis as predictor markers for rheumatic diseases. Medicine; 2016 95:38. Doi: 10.1097/MD.0000000000004336
- Robazzi et al. Autoimmune thyroid disease in patients with rheumatic diseases. Rev Bras Reumatol; 2012. 52(3) 417-430.
Letzte Aktualisierung: 17.01.2025