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Einfluss von Umwelthormonen auf die Schilddrüse
Jeden Tag ist unser Körper einer Vielzahl von Stoffen ausgesetzt, von denen sich einige negativ auf die Gesundheit auswirken können. Dazu gehören sogenannte endokrine Disruptoren, die auch als Umwelthormone oder hormonaktive Stoffe bezeichnet werden. Diese natürlichen oder synthetischen Substanzen sind in der Lage, das körpereigene Hormonsystem (endokrine System) zu stören. Das endokrine System, wozu auch die Schilddrüse gehört, steuert mithilfe von Hormonen zahlreiche Körperfunktionen und Stoffwechselprozesse wie die Körpertemperatur, den Wasser- und Elektrolythaushalt, den Blutdruck sowie Wachstums- und Entwicklungsprozesse. Manche der endokrinen Disruptoren wirken sich auf die Produktion und Verfügbarkeit von Schilddrüsenhormonen aus und können so eine Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion verursachen. Zudem können sie die kindliche Entwicklung insbesondere während der Schwangerschaft beeinträchtigen, was zu Wachstumsstörungen und kognitiven Defiziten führen kann. Daher gilt es, die Belastung mit endokrinen Disruptoren im Alltag zu reduzieren und auf eine ausreichende Jodversorgung für die Schilddrüsenfunktion zu achten.
Woher die endokrinen Disruptoren kommen
Stoffe wie Bisphenol A und Phthalate sind für ihre negativen Auswirkungen auf das Hormonsystem bekannt. Sie kommen zum Beispiel in Kunststoffen oder Weichmachern vor. Aber auch bestimmte Pestizide und Konservierungsstoffe gelten als endokrine Disruptoren. In den Körper gelangen die Substanzen hauptsächlich über die Nahrung, Hautkontakt oder Einatmen, wobei die gesundheitlichen Risiken vor allem von der Dauer des Kontaktes und der Dosis abhängen. Allerdings können bereits geringe Mengen kritisch sein. Potenziell schädliche Substanzen zu identifizieren, ist oft sehr komplex, sodass bislang lediglich 50 Substanzen eindeutig als endokrine Disruptoren beschrieben werden.1 Viele weitere verdächtigte Substanzen sind noch nicht ausreichend erforscht. Für einen besseren Schutz kommt es vor allem auf Aufklärung und strengere gesetzliche Maßnahmen an.
Wie die Substanzen auf das Hormonsystem wirken
Endokrine Disruptoren wirken höchst unterschiedlich auf das körpereigene Hormonsystem. Manche Substanzen binden direkt an einen Hormonrezeptor und zeigen dort eine hormonähnliche Wirkung. Andere Substanzen blockieren Hormonrezeptoren oder verändern diese so, dass die Bindungseigenschaft des natürlichen Hormons am Rezeptor verändert und dadurch dessen Wirkung beeinflusst wird. Wiederum andere endokrine Disruptoren beeinflussen die Bildung von Hormonen oder deren Abbau beziehungsweise deren Ausscheidung. Auch der Transport von Hormonen im Körper kann gestört werden.
Belastung verringern und Jodversorgung sicherstellen – besonders während der Schwangerschaft
Die Belastung mit endokrinen Disruptoren kann sich vor allem in der Schwangerschaft – besonders im ersten Schwangerschaftsdrittel – schädlich auf die kindliche Gehirnentwicklung auswirken. Denn in dieser frühen Entwicklungsphase ist das ungeborene Kind in Sachen Schilddrüsenhormone noch ganz auf die Versorgung durch die Mutter angewiesen. Eine Grundvoraussetzung dafür ist, dass die Mutter selbst über ausreichend Jod verfügt, um genügend Schilddrüsenhormone bilden zu können. Der in Deutschland weit verbreitete Jodmangel führt jedoch insbesondere bei jungen Frauen zu einer unzureichenden Versorgung. In dieser ungünstigen Konstellation können die endokrinen Disruptoren die negativen Effekte eines Jodmangels auf die Entwicklung des Kindes weiter verstärken. Einer ausreichenden Jodzufuhr kommt somit nicht nur eine wichtige Rolle für die gesunde Entwicklung des Fötus und des Neugeborenen im Allgemeinen zu, sondern sie könnte womöglich auch die schädlichen Wirkungen der endokrinen Disruptoren abschwächen. Daher ist eine gezielte Jodversorgung besonders für Frauen mit Kinderwunsch, Schwangere und Stillende unerlässlich – auch um möglichen Entwicklungsrisiken vorzubeugen.
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Quellen:
- Deutsches Ärzteblatt. Schilddrüsenfunktion unter endokrinen Disruptoren: Schwangere und Ungeborene brauchen den Schutz durch Jod. https://www.aerzteblatt.de/news/schilddruesenfunktion-unter-endokrinen-disruptoren-schwangere-und-ungeborene-brauchen-den-schutz-durch-jod-5b0e27e9-d3cb-414a-b068-520b17d62186 (zuletzt aufgerufen am 06.08.2025)
- Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Fragen und Antworten zu endokrinen Disruptoren. https://www.bfr.bund.de/cm/343/fragen-und-antworten-zu-endokrinen-disruptoren.pdf (zuletzt aufgerufen am 06.08.2025)
- Grossklaus, R.; Liesenkötter, K.-P.; Doubek, K.; Völzke, H.; Gaertner, R.: Iodine Deficiency, Maternal Hypothyroxinemia and Endocrine Disrupters Affecting Fetal Brain Development: A Scoping Review. Nutrients 2023, 15, 2249. https://doi.org/10.3390/nu15102249 (zuletzt aufgerufen am 06.08.2025)
- Street M.E. et al.: The impact of environmental factors and contaminants on thyroid function and disease from fetal to adult life: current evidence and future directions. Front. Endocrinol. 2024, 15:1429884.doi: 10.3389/fendo.2024.1429884
Letzte Aktualisierung: 06.10.2025
MAT-DE-2503295-1.0-08/2025