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DIE SCHILDDRÜSE IST EINE HERZENSANGELEGENHEIT

Eine Funktionsstörung der Schilddrüse tritt häufig zusammen mit einer des Herzens auf. Das Herzkreislauf-System reagiert bereits frühzeitig sowohl auf eine Unterfunktion als auch auf eine Überfunktion der Schilddrüse. Unbehandelt können ernste Komplikationen auftreten.

SCHILDDRÜSENÜBERFUNKTION UND HERZ

Wenn das Herz „rast“ kann ein zu viel an Schilddrüsenhormonen die Ursache sein. Dieses Symptom ist bereits in Ruhe spürbar oder erst bei körperlicher Belastung. Auch meist harmlose Herzrhythmusstörungen treten auf wenn, das Herz ein paar Zusatzschläge macht. Problematischer ist das sogenannte Vorhofflimmern. Weil der rechte Vorhof sich nicht mehr richtig zusammenzieht (kontrahiert), und nicht mehr synchron mit der Hauptkammer arbeitet, kommt es zu Herzrasen und Ablagerung von Blutgerinnseln (Thromben) im rechten Vorhof. Wenn diese aus dem Herzen ausgeschwemmt werden, zum Beispiel wenn sich der Herzschlag wieder normalisiert und der Vorhof wieder kräftig arbeiten kann, besteht die Gefahr eines Schlaganfalls. Bei Senioren ist die Hyperthyreose aufgrund der Auswirkungen auf das Herz mit einer höheren Sterberate verbunden. Um eine Schädigung des Herzens zu vermeiden sollten besonders ältere Menschen über 65 Jahre, jüngere Patienten mit bekannten Herzkreislauf-Erkrankungen oder Osteoporose, Frauen nach der Menopause und generell Patienten mit einer Schilddrüsenüberfunktion eine definitive Therapie (Operation oder Radiojodtherapie) in Erwägung ziehen, falls durch Medikamente keine dauerhafte Heilung erzielt werden kann. 

SCHILDDRÜSENUNTERFUNKTION UND HERZ

Eine Unterversorgung mit Schilddrüsenhormonen führt zu einem verlangsamten Puls (Bradykardie). Der Blutdruck bleibt meist im Referenzbereich, kann sich aber auch erhöhen oder verringern. Bereits bei einer leichten Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) lässt sich mit Hilfe von Ultraschall eine gestörte Herzmuskelaktivität feststellen. Bleibt die Unterfunktion der Schilddrüse bestehen und verstärkt sich möglicherweise sogar, kann sich Flüssigkeit zwischen den Herzmuskelzellen ansammeln und die Muskelfasern können sich bindegewebsartig umbauen. Wasseransammlungen im Herzbeutel schwächen die Pumpfunktion des Herzens zusätzlich (Herzinsuffizienz). Daneben fördert eine Hypothyreose auch die Entwicklung einer Atherosklerose. Die rechtzeitige Therapie mit Schilddrüsenhormon (Levothyroxin) verhindert diese Veränderungen am Herzen, beziehungsweise macht sie rückgängig.

Eine Ausnahme bildet der Herzinfarkt. Bereits eine leichte Schilddrüsenunterfunktion (subklinische Hypothyreose) erhöht die Sterberate im Vergleich zu Patienten mit einer normalen Schilddrüsenfunktion. Eine englische Studie (Jabbar et al. 2020) zeigte allerdings, dass auch die Einnahme von Levothyroxin keine wesentliche Verbesserung erzielen konnte. Die Zusammenhänge müssen noch erforscht werden.

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Quellen:

Meißner T. (2019) Zusammenhang erkennbar: Bei krankem Herz lohnt Blick auf Schilddrüse, 
https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Bei-krankem-Herz-lohnt-Blick-auf-Schilddruese-313659.html (zuletzt abgerufen am 08.10.20)
Wedekind S. (2018), Dysthyreosen können dem Herzen schaden, MMW Fortschritte der Medizin, 2018, 8:57
Schumacher B. (2020), Herzinfarkt und subklinische Hypothyreose: Levothyroxin wohl ohne Nutzen,
https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Herzinfarkt-und-subklinische-Hypothyreose-Levothyroxin-wohl-ohne-Nutzen-411537.html (zuletzt abgerufen am 08.10.20)
Jabbar A, Ingoe L, Junejo S, et al. Effect of Levothyroxine on Left Ventricular Ejection Fraction in Patients With Subclinical Hypothyroidism and Acute Myocardial Infarction: A Randomized Clinical Trial. JAMA. 2020;324(3):249–258. doi:10.1001/jama.2020.9389

Letzte Aktualisierung: 16.06.2023