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OSTEOPOROSE UND SCHILDDRÜSE: FÜHREN SCHILDDRÜSENFUNKTIONSSTÖRUNGEN ZU KNOCHENSCHWUND?

Die Schilddrüse ist an vielen Stoffwechselvorgängen im Körper beteiligt. Gerät sie aus dem Takt, hat das eine ganze Reihe von negativen Auswirkungen. Auch die Knochenentwicklung wird maßgeblich durch die Schilddrüse gesteuert, da vor allem das Schilddrüsenhormon Triiodthyronin (T3) den Knochenstoffwechsel beeinflusst. Je nach Erkrankung verlangsamt oder beschleunigt sich dieser. Kleinwuchs, Osteoporose und ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche sind mögliche Folgen.

Das Skelett ist lebenslangen Veränderungen unterworfen: Knochenaufbau (Osteogenese) und Knochenabbau (Osteolyse) sorgen für die kontinuierliche Umstrukturierung und bestimmen die Skelettentwicklung. Gesteuert werden diese Prozesse vor allem über Hormone. Deshalb ist der Knochenumbau sehr anfällig für Störungen. Besonders Frauen nach der Menopause können durch einen sinkenden Östrogenspiegel eine Osteoporose entwickeln. Aber auch für Männer steigt das Risiko mit zunehmendem Alter an. Bei der Osteoporose wird mehr Knochensubstanz abgebaut als hergestellt. Das macht sich zunächst nicht bemerkbar. Erst im fortgeschrittenen Stadium treten Symptome wie Größenverlust, Rückenschmerzen und Knochenbrüche auf. Die Krankheit tritt meist ohne erkennbare Vorerkrankungen auf (primäre Osteoporose). Sie ist jedoch auch eine mögliche Begleiterscheinung bei anderen Krankheiten (sekundäre Osteoporose). Die Schilddrüse und auch die Nebenschilddrüse sind Taktgeber im Hormonhaushalt und entscheidend an der Entwicklung des Skeletts beteiligt [1]. Eine gestörte Schilddrüsenfunktion wirkt sich somit auch auf die Knochen aus. Dafür reicht bereits eine leichte Schilddrüsenunterfunktion oder Schilddrüsenüberfunktion. Die Nebenschilddrüse bestimmt unter anderem zu großem Teil den Calciumstoffwechsel des Körpers und ist damit für die Knochenentwicklung von großer Bedeutung. Eine korrekt funktionierende Schilddrüse ist daher wesentlich für das Knochenwachstum in der Kindheit und für das Gleichgewicht von Knochenaufbau und Knochenabbau im Erwachsenenalter.

SCHILDDRÜSENÜBERFUNKTION UND KNOCHENWACHSTUM

Eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) steigert beim Erwachsenen den Knochenumsatz, indem sie die Aktivität der Osteoklasten fördert [2]. Osteoklasten machen etwa ein bis zwei Prozent der Knochenzellen aus [1] und sind für den Abbau von Knochengewebe verantwortlich. Je stärker die Hyperthyreose, desto stärker der Knochenumsatz. Eine unbehandelte Schilddrüsenüberfunktion kann daher eine Ursache für eine sekundäre Osteoporose sein. In den meisten Fällen normalisiert sich die Aktivität der Osteoklasten und somit die Knochendichte, sobald die Schilddrüsenwerte wieder im Normbereich liegen. Auch Kinder können unter einer Schilddrüsenüberfunktion leiden. In diesen Fällen führt der beschleunigte Knochenumsatz zu einem vorzeitigen Zusammenwachsen der Wachstumsplatten. Zwischen den Wachstumsplatten an den Knochenenden bildet sich ständig Knorpel, der dann in Knochensubstanz umgewandelt wird. Verknöchern diese Stellen zu früh, können die Knochen nicht mehr in die Länge wachsen und es kommt zu Kleinwuchs.

SCHILDDRÜSENUNTERFUNKTION UND KNOCHENUMSATZ

Neben der Schilddrüsenüberfunktion hat auch die Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) Auswirkungen auf die Knochenentwicklung. Erwachsene weisen einen verlangsamten Knochenumsatz und eine gesteigerte Mineralisierung auf. Die Mineralisierung im Knochen dient beim gesunden Menschen dazu, den Knochen zu stabilisieren und ihm Festigkeit zu verleihen. Bei einer übermäßigen Mineralisierung können jedoch kleine Risse in den Knochen nicht mehr ausreichend vom Körper repariert werden, da für derartige Reparaturen ein gut funktionierendes Umbausystem nötig ist. So verlieren die Knochen auf längere Sicht an Stabilität [4]. Ein Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für Knochenbrüche ist jedoch bisher nur unzureichend belegt. Bei Kindern mit einer Schilddrüsenunterfunktion ist sowohl das Knochenwachstum als auch die Mineralisierung beeinträchtigt. Wird die Schilddrüsenfunktionsstörung rechtzeitig erkannt und therapiert, holen die jungen Patienten den Wachstumsrückstand jedoch schnell wieder auf und erreichen meist auch Normalgröße.

Quellen:

[1] Bassett JH, Williams GR (2016) Role of thyroid hormones in skeletal development and bone maintenance. Endocr Rev 37:135–187
[2] Ott, C. (2019): Gestörte Schilddrüse macht Knochen anfällig, auf aerztezeitung.de (zuletzt abgerufen am 07.01.2019)
[3] Tsourdi, E., Lademann, F. & Siggelkow, H. Internist (2018) 59: 661. https://doi.org/10.1007/s00108-018-0436-z
[4] OSD (2018): Knochenumbau (bone remodeling), https://www.osd-ev.org/osteoporose/knochen/knochenumbau/, (zuletzt abgerufen am 25.01.2019)

Letzte Aktualisierung: 16.06.2023