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ERKRANKUNGEN DER SCHILDDRÜSE BEI NEUGEBORENEN UND KLEINKINDERN

Die Schilddrüse spielt eine wichtige Rolle für die geistige und körperliche Entwicklung von Neugeborenen und Kindern.  Entsprechend weitreichende Folgen haben Funktionsstörungen. Die Früherkennung ist hier besonders wichtig, deshalb gibt es in Deutschland ein generelles Neugeborenen Screening. Neben einer hormonellen Störung kann die kindliche Schilddrüse auch Knoten entwickeln. Dann ist besondere Aufmerksamkeit gefordert um bösartige von gutartigen Knoten zu unterscheiden.

SCHILDDRÜSENFUNKTIONSSTÖRUNGEN

Die häufigste hormonelle Störung im Kindesalter ist die angeborene primäre Hypothyreose. Etwa eines von 3000-4000 Kindern ist betroffen. Dabei ist die Schilddrüse entweder nicht vorhanden oder das Schilddrüsengewebe sitzt an der falschen Stelle. In etwa 10 bis 20 Prozent der Fälle ist eine genetisch bedingte Synthesestörung der Schilddrüsenhormone die Ursache der Schilddrüsenunterfunktion (1). Wie bei anderen Erkrankungen der Schilddrüse sind auch hier die Symptome zunächst nur schwach ausgeprägt und eher unspezifisch, wie Trinkunlust oder Erbrechen. Unbehandelt führt die Unterfunktion der Schilddrüse schließlich zu erheblichen Störungen der körperlichen und geistigen Entwicklung. Mit einer rechtzeitigen Therapie holen die kleinen Patienten den Rückstand im Allgemeinen schnell wieder auf und können ein normales Leben führen. Das ermöglicht das Neugeborenen Screening, welches generell in Deutschland, Österreich und der Schweiz bei allen Kindern am dritten Lebenstag durchgeführt wird (1). Nicht erfasst werden die im Kindesalter seltenen Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse, da diese sich erst später entwickeln und noch später manifestieren. Bei entsprechenden Symptomen sollte eine Hashimoto Thyreoiditis oder ein Morbus Basedow ausgeschlossen werden. Eventuelle Behandlungen und operative Eingriffe sind in jedem Fall mit erfahrenen Fachärzt*innen beziehungsweise in spezialisierten Zentren durchzuführen (2).

SCHILDDRÜSENKNOTEN

Die Häufigkeit von Schilddrüsenknoten bei Kindern liegt bei ungefähr 0,5 bis 0,6 Prozent (3). Damit ist die Diagnose selten. Umso größer ist die Verunsicherung wenn sie doch gestellt wird. Das hängt damit zusammen, dass in dieser Altersgruppe die Wahrscheinlichkeit eines bösartigen Knotens höher angegeben wird als bei Erwachsenen. Auch bei Kindern werden mittlerweile häufig Ultraschalluntersuchungen der Schilddrüse durchgeführt: Bei den dann gefundenen Knoten handelt es sich in den meisten Fällen um gutartiges Gewebe, welches keiner weiteren Behandlung bedarf und nur beobachtet werden sollte. Bei bis zu 30 Prozent bilden sich die Knoten von allein zurück (3). Um möglichst sicher festzustellen ob ein gutartiger oder bösartiger Knoten vorliegt, sollte sowohl die (bestätigende) Ultraschalluntersuchung als auch eine eventuell erforderliche Feinnadelpunktion nur durch erfahrene Ärzt*innen durchgeführt werden (3). Bei bösartigen Knoten handelt es sich meist um papilläre oder folikulläre Mikrokarzinome. Die Überlebensrate nach entsprechender Behandlung, meist eine komplette Entfernung der Schilddrüse, häufig ohne Entfernung der Lymphknoten, ist sehr hoch und liegt bei über 99 Prozent. Ein Sonderfall sind die medullären Schilddrüsenkarzinome, bei denen eine familiäre Vorbelastung besteht und bei positivem genetischem Befund eine vorsorgliche Operation erfolgt bevor die Kinder selber betroffen sind oder der Tumormarker Calcitonin positiv wird. Die hochaggressiven anaplastischen Schilddrüsenkarzinome kommen bei Kindern praktisch nicht vor (3).

Autor:
Prof. Dr. Onno E. Janßen (Hamburg)
Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie (DDG)
Endokrinologikum Hamburg

Bild von Prof. Janßen, einem Mitglied des Schilddrüsen-Expertenrats

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Quellen:

(1) Zabransky (2009): Neugeborenenscreening auf Endokrinopathien. Monatsschr Kinderheilk. 157:1215-1221
(2) Dörr et al (2008): Autoimmunthyreopathien bei Kindern und Jugendlichen. Monatsschr Kinderheilk. 156: 987:993
(3) Krude et al (2008): Schilddrüsenknoten bei Kindern und Jugendlichen. Monatsschr Kinderheilkd. 156:972-980

Letzte Aktualisierung: 16.06.2023