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Wechselspiel zwischen Schilddrüse und Darm
Die Funktion der Schilddrüse und die des Darms sind eng miteinander verflochten – sowohl im gesunden als auch im krankhaften Zustand. So können Funktionsstörungen der Schilddrüse die Darmaktivität beeinflussen. Umgekehrt führen Erkrankungen des Darms und dadurch hervorgerufene Funktionsstörungen zu einer Beeinträchtigung der Schilddrüsengesundheit.
Schilddrüsenfunktionsstörung und Darmgesundheit
Im Falle einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) leiden bis zu 25 Prozent der Patientinnen und Patienten unter Durchfall, hervorgerufen durch eine Hyperaktivität des gesamten Dünn- und Dickdarms mit letztendlich verkürzter Passagezeit des Darminhalts. Bei einer Schilddruesenunterfunktion (Hypothyreose) ist hingegen die längere Passage des Darminhalts bis hin zur Verstopfung (Obstipation) ein typisches Problem.1 Infolgedessen kann es zu einer bakteriellen Fehl- beziehungsweise Überbesiedlung der Dünndarmflora kommen.2 Dies ruft bei den Betroffenen nicht selten unspezifische Bauchbeschwerden hervor: Sie fühlen sich aufgebläht und klagen über verstärkten Abgang von Darmwinden (Flatulenz). Aufgrund der vielschichtigen Auswirkungen einer Hyper- und Hypothyreose auf den Darm sollte bei Vorliegen des sogenannten Reizdarmsyndroms auch immer an die Möglichkeit einer Schilddrüsenfunktionsstörung gedacht werden.
Autoimmunerkrankungen von Schilddrüse und Darm
Bei Patientinnen und Patienten mit Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse, wie einer Hashimoto-Thyreoiditis und einem Morbus Basedow, treten auch Autoimmunerkrankungen des Darms häufiger auf. So kommt eine Zöliakie, umgangssprachlich als Glutenunverträglichkeit bezeichnet, bei etwa 1 Prozent der Allgemeinbevölkerung vor. Hingegen lässt sich die autoimmunologische, durch Gluten verursachte Darmentzündung bei Vorliegen einer Hashimoto-Thyreoiditis in 2-6 Prozent und bei Morbus Basedow in 5 Prozent der Fälle finden.3,4 Bei Personen mit einer bekannten Zöliakie kann wiederum bei etwa 6-20 Prozent eine begleitende Hashimoto-Thyreoiditis diagnostiziert werden3, verlässliche Häufigkeitsangaben zu einem begleitenden Morbus Basedow lassen sich nicht angeben, die Zahlen dürften jedoch deutlich niedriger liegen. Die sehr häufig diskutierte Frage, ob eine glutenfreie Ernährung mit einem vorteilhafteren Verlauf der Hashimoto-Thyreoiditis einhergeht, lässt sich nach gegenwärtigem Stand der Wissenschaft mit „Nein“ beantworten.5 Neben der Zöliakie, bei welcher eine konsequent glutenfreie Ernährung praktisch Symptomfreiheit ermöglicht, gibt es mit dem Morbus Crohn und der Colitis ulcerosa zwei chronisch entzündliche Darmerkrankungen, bei denen die Wahrscheinlichkeit für eine begleitende Schilddrüsenerkrankung ebenfalls erhöht ist.6
Bei anhaltenden Darmproblemen auch an die Schilddrüse denken
Bei einer bekannten Darmerkrankung mit unklaren beziehungsweise behandlungsresistenten Symptomen sollte somit auch immer an das Vorliegen einer bisher nicht entdeckten Schilddrüsenerkrankung gedacht werden. Gleichzeitig kann eine verkannte Darmerkrankung, zum Beispiel durch entzündliche Veränderungen der Dünndarmschleimhaut, die Ursache dafür sein, dass die Aufnahme von Spurenelementen wie Jod oder auch von Schilddrüsenmedikamenten gestört ist.
Autor:
Priv.-Doz. Dr. med. habil. Stefan Karger
Niedergelassener Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie, Osteologie DVO, Leipzig
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Quellen:
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- Lauritano EC et al. Association between hypothyroidism and small intestinal bacterial overgrowth. J Clin Endocrinol Metab 2007 Nov;92(11):4180-4. doi: 10.1210/jc.2007-0606.
- Ch`ng CL et al. Celiac disease and autoimmune thyroid disease. Clin Med Res 2007 Oct;5(3):184-92. doi: 10.3121/cmr.2007.738.
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- Cesarini M et al. Thyroid disorders and inflammatory bowel diseases: retrospective evaluation of 909 patients from an Italian Referral Center. Inflamm Bowel Dis 2010 Feb;16(2):186-7. doi: 10.1002/ibd.20964.
Letzte Aktualisierung: 15.11.2024