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Ultraschallgesteuerte Thermoablation von Schilddrüsenknoten

Bei manchen Patientinnen und Patienten mit Schilddrüsenknoten reicht eine medikamentöse Behandlung nicht mehr aus. Größere oder hormonproduzierende Knoten müssen zum Teil verkleinert oder inaktiviert werden. Seit einigen Jahren stehen für deren Behandlung neben der Operation der Schilddrüse und der Radiojodtherapie lokale thermoablative Verfahren zur Verfügung, auch Thermoablation genannt. Hierbei wird mithilfe von Wärme gezielt knotiges Schilddrüsengewebe zerstört. Mittlerweile haben diese Verfahren einen festen Platz im therapeutischen Spektrum von Schilddrüsenknoten. Doch nicht jeder Knoten kommt automatisch für eine Thermoablation infrage – bestimmte Kriterien müssen dafür erfüllt werden.

Behandlung von Schilddrüsenknoten ohne Operation oder Radiojodtherapie

Bereits seit den 1970er Jahren werden verschiedene Verfahren zur Gewebsentfernung durch Hitze – die Thermoablation – in der klinischen Routine angewendet.1 So kommen sie beispielsweise bei verschiedenen Krebsarten wie Lungen-, Milz-, Knochen- und Prostatakrebs zum Einsatz. Aber auch heiße Schilddrüsenknoten, die zu viel Hormon produzieren, als auch kalte, funktionslose Knoten lassen sich mit dieser Methode behandeln. Das Ziel ist es, das erkrankte Schilddrüsengewebe zu zerstören und somit den Knoten zu verkleinern oder gar zu entfernen. Dafür wird eine Temperatur von mindestens 60 Grad Celcius in der Ablationszone angestrebt. Inwieweit ein Schilddrüsenknoten dadurch verkleinert werden kann, hängt vor allem vom Ausgangsvolumen aber auch der Beschaffenheit des Knotens ab. So lassen sich zystische Knoten in der Regel effektiver behandeln als solide Knoten. Insgesamt kann eine Volumenreduktion von etwa 50-70 Prozent des Ausgangsvolumens erreicht werden.1

Verschiedene Ablationsverfahren im Einsatz

Für die Thermoablation stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung. Ihr Einsatz hängt im Wesentlichen von der Knotengröße ab:

  • Radiofrequenzablation (RFA): Hier wird hochfrequenter Wechselstrom mit einer Sonde (Nadel) in den Knoten eingebracht und führt dort zur Wärmeentwicklung. Diese Methode hat sich in Deutschland inzwischen am stärksten durchgesetzt und wird in den meisten spezialisierten Zentren angeboten. Mithilfe der RFA lassen sich Knoten mit einem Volumen bis etwa 50 Milliliter behandeln.
     
  • Mikrowellenablation: Bei sehr großen Knoten ab 50 Milliliter kann als Alternative die Mikrowellenablation eingesetzt werden. Hier gehen von der eingebrachten Nadel Mikrowellen aus, die die Hitzeentwicklung bewirken.
     
  • Hochintensiver fokussierter Ultraschall (HIFU): Mit dieser Methode können vor allem kleine Schilddrüsenknoten behandelt werden. Hierfür kommt ein therapeutischer Ultraschallkopf eines HIFU-Gerätes mit einer Frequenz von zwei Megahertz (MHz) zum Einsatz und sorgt für die Hitzeentwicklung im Zielgewebe. Der Vorteil dieses nicht-invasiven thermoablativen Verfahrens ist, dass keine Nadel verwendet wird.


In speziellen Fällen, bei denen gleichzeitig heiße und kalte Schilddrüsenknoten vorliegen, stellt die Thermoablation gemeinsam mit einer Radiojodtherapie eine Therapieoption dar.

Wann ist eine Thermoablation möglich – und wann nicht?

Neben der Größe und der Lage der Knoten sind weitere Kriterien entscheidend, ob ein thermoablatives Verfahren für die Behandlung infrage kommt. Insbesondere bei Vorbehalten gegenüber einer Operation oder Radiojodtherapie, aber auch bei einem hohen Narkoserisiko stellt die Thermoablation eine Option dar. Dies gilt auch nach der Einnahme von größeren Jodmengen etwa durch jodhaltige Medikamente, die beispielsweise eine Radiojodtherapie erschweren. Bei Schilddrüsenkrebs sind die beschriebenen Verfahren hingegen keine Therapieoption. Hier ist die Operation stets die erste Wahl.

Autor:

Prof. Dr. med. Frank Grünwald
Direktor der Klinik für Nuklearmedizin
Universitätsklinikum Frankfurt am Main

Prof. Dr. med. Frank Grünwald

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Quellen:

  1. Feldkamp J, Grünwald F, Luster M, Lorenz K, Vorländer C, Führer D. Non-Surgical and Non-Radioiodine Techniques for Ablation of Benign Thyroid Nodules: Consensus Statement and Recommendation. Exp Clin Endocrinol Diabetes. 2020 Oct;128(10):687-692. doi: 10.1055/a-1075-2025. Epub 2020 Jan 7. PMID: 31910466.
  2. Mader A, Mader OM, Gröner D, Korkusuz Y, Ahmad S, Grünwald F, Kranert WT, Happel C. Minimally invasive local ablative therapies in combination with radioiodine therapy in benign thyroid disease: preparation, feasibility and efficiency - preliminary results. Int J Hyperthermia. 2017 Dec;33(8):895-904. doi: 10.1080/02656736.2017.1320813. Epub 2017 May 5. PMID: 28540810.
  3. Grünwald F, Baumgarten J, Happel C, Sabet A, Gröner D. Radiofrequenzablation benigner Schilddrüsenknoten [Radiofrequency ablation of benign thyroid nodules]. Laryngorhinootologie. 2022 Jul;101(7):569-573. German. doi: 10.1055/a-1057-3222. Epub 2022 Jun 23. PMID: 35738271.
  4. Erbelding C, Franz A, Seitel A, Bopp N, Kohlhase K, Grünwald F, Maier-Hein L. Ultrasound-navigated radiofrequency ablation of thyroid nodules with integrated electromagnetic tracking: comparison with conventional ultrasound guidance in gelatin models. Int J Comput Assist Radiol Surg. 2017 Sep;12(9):1635-1642. doi: 10.1007/s11548-017-1544-2. Epub 2017 Mar 7. PMID: 28271358..
  5. Kohlhase KD, Korkusuz Y, Gröner D, Erbelding C, Happel C, Luboldt W, Grünwald F. Bipolar radiofrequency ablation of benign thyroid nodules using a multiple overlapping shot technique in a 3-month follow-up. Int J Hyperthermia. 2016 Aug;32(5):511-6. doi: 10.3109/02656736.2016.1149234. Epub 2016 Apr 28. PMID: 27126512.

Letzte Aktualisierung: 13.02.2024