Ketogene Diät und Hypothyreose: Schilddrüsenunterfunktion möglich bei therapeutischem Einsatz
Immer öfter wird Krebspatienten eine ketogene oder kohlenhydratarme Diät empfohlen. Sie soll den Krebs „aushungern“ und die Wirksamkeit der Therapie verbessern. Ketogene Diäten werden unter anderem bereits erfolgreich bei Epilepsiepatienten eingesetzt, die nicht auf eine medikamentöse Therapie ansprechen. Eine unterstützende Wirkung bei Krebstherapien ist für den Menschen bisher jedoch nicht nachgewiesen. Der durch die Diät veränderte Stoffwechsel wirkt sich zudem auf die Schilddrüsenfunktion aus und kann eine Hypothyreose begünstigen. Daher sollte während einer ketogenen Ernährung die Schilddrüse der Patienten regelmäßig kontrolliert werden.
Ketogene Diät als Therapieoption
Ketogene Diäten sind besonders kohlenhydratarm. Der Anteil an Kohlenhydraten liegt meist unter 70 Gramm pro Tag [1]. Gleichzeitig ist der Fettanteil sehr hoch. Dadurch wird durch Stoffwechselprozesse ein Hungerzustand im Körper nachgeahmt. Diese Diät-Form ist als nicht-medizinische Therapieoption für Patienten mit speziellen Enzymmangelkrankheiten und bei Kindern mit Epilepsie, die nicht medikamentös behandelbar ist, bestätigt und etabliert [3]. Die ketogene Diät wird inzwischen auch öfter für Krebspatienten empfohlen. Die kohlenhydratarme Ernährung verringert das Energieangebot für die Krebszellen und der Krebs wird sozusagen „ausgehungert“. Zusätzlich unterstützt sie die Chemo- oder Strahlentherapie und verringert deren Toxizität – so die Theorie. In der Praxis fehlen jedoch aussagekräftige Humanstudien, die diese Aussagen bestätigen [2].
Gestörte Schilddrüsenfunktion
In einer Studie aus 2017 stellten Wissenschaftler stattdessen negative Effekte auf die Schilddrüsenfunktion fest [3]. Untersucht haben sie die Auswirkungen einer einjährigen ketogenen Diät bei Kindern mit Epilepsie, die nicht durch Medikamente behandelbar war. Im Verlauf der Studie entstand bei 16,7 Prozent der Kinder eine Schilddrüsenunterfunktion. Der bei der Diät simulierte Hungerzustand führt demnach zu einer verringerten Bildung des Schilddrüsenhormons Triiodthyronin (T3) aus Thyroxin (T4). So kann im Verlauf der Diät eine Schilddrüsenunterfunktion entstehen. In diesem Fall ist eine Medikation mit L-Thyroxin notwendig. Bei einer dauerhaften ketogenen Ernährung ist es daher wichtig, die Schilddrüsenfunktion regelmäßig zu überprüfen.
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Quellen:
- Erickson N et al. Stellungnahme zu ketogenen und kohlenhydratarmen Diäten bei Menschen mit Krebs. Ernährungs Umschau 2017; 9: 514-516
- Ketogene Diät: Effekt bei Tumorerkrankungen bisher nicht nachweisbar, auf aerzteblatt.de (zuletzt abgerufen am 28.03.2018)
- Kose E et al. Changes of thyroid hormonal status in patients receiving ketogenic diet due to intractable epilepsy. J Pediatr Endocrinol Metab 2017; 30: 411-416
Letzte Aktualisierung: 27.02.2019