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SCHILDDRÜSENÜBERFUNKTION IN SCHWANGERSCHAFT UND STILLZEIT

Heiße Knoten, Schilddrüsenautonomien und Morbus Basedow sind häufig die Ursache einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose). Da letztere den Verlauf einer Schwangerschaft und die Entwicklung des Kindes beeinflussen kann, sollte die Erkrankung idealerweise bereits vor Beginn der Schwangerschaft dauerhaft behandelt sein. Tritt die Überfunktion der Schilddrüse während der Schwangerschaft auf ist spezielle Fachkenntnis gefragt.

In Schwangerschaft und Stillzeit kommen „richtige“, manifeste Hyperthyreosen hauptsächlich in Form von autoimmunen, das heißt entzündlichen, Veränderungen der Schilddrüse vor. Das betrifft etwa 0,2 Prozent der Frauen. Eine „latente“, subklinische Schilddrüsenüberfunktion tritt häufiger aufgrund des, im ersten Schwangerschaftsdrittel erhöhten, hCG-Spiegels auf. hCG (Humanes Choriongonadotropin) ist ein Hormon, das der Körper während der Schwangerschaft bildet und das für deren Erhalt verantwortlich ist.

Bei Kinderwunsch und nach Eintritt der Schwangerschaft sollte daher der TSH-Wert (Thyreoidea stimulierendes Hormon) gemessen werden und gegebenenfalls um die Bestimmung der Schilddrüsenhormone (FT4 und FT3) und eine Schilddrüsensonographie ergänzt werden. So lässt sich feststellen, ob eine Autoimmunreaktion die Ursache der entweder subklinischen oder manifesten Hyperthyreose vorliegt. Denn letztere muss immer behandelt werden.

THYREOSTATIKA IN SCHWANGERSCHAFT UND STILLZEIT

In der Schwangerschaft geschieht dies medikamentös. Bei der Dosierung gilt das Motto „So wenig wie möglich, aber so viel wie nötig“. Das Ziel ist, die Schilddrüsenhormone im oberen Grenzbereich zu halten, während das TSH sehr niedrig ist. Im ersten Drittel der Schwangerschaft kommt aufgrund des Risikoprofils meist das Medikament Propylthiouracil zum Einsatz. Danach wechselt die Therapie auf Carbimazol oder Thiamazol. In den meisten Schwangerschaften lässt die Hyperthyreose im Verlauf eher nach, sodass die Behandlung oft abgesetzt werden kann.

Die Medikamente sind sowohl Plazenta- als auch Muttermilchgängig. Aus diesem Grund kann in der Stillzeit auch von einer Therapie abgesehen werden, wenn keine Symptome auftreten, die eine Behandlung erforderlich machen. Wichtig ist, dass die behandelnden Ärzt:innen sich mit dieser speziellen Kombination von Schwangerschaft und Schilddrüsenerkrankung auskennen.

Autor:
Dr. Mathias Beyer
Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie,
Osteologie (DVO)
Praxis für Endokrinologie, Nürnberg

Matthias Beyer

 

Letzte Aktualisierung: 13.04.2021